Was für ein Tag!
Namen, die man kübeln kann

Der 7. März ist Tag der Mülltrennung. Untrennbar damit verbunden ist der Name eines Beamten aus Paris – und einer Band aus Bern. Auch beim Tag der Frühstücksflocken kommt man um eine Berühmtheit nicht herum.
Publiziert: 07.03.2025 um 06:54 Uhr
Foto: Illustration Blick mit Fotos Getty, Shutterstock
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Andreas DietrichChefredaktor Blick

Wenigen Staatsbediensteten ist es vergönnt, dass sich die Nachwelt an sie erinnert. Dass man sich schon nur ihren Namen merkt. Dass man ihn überhaupt kennt. Sie sind, wenn sie Steuererklärungen nachnachprüfen oder Verordnungen vorvorformulieren, mehr Funktion als Person. Ihre Namen, die Betroffenen mögen die Härte verzeihen, sind Schall und Rauch.

Doch es gibt Ausnahmen. Eine solche war der Franzose Eugène Poubelle. Jeder Frankofone benutzt seinen Familiennamen, alle kennen die Folgen seines Tuns.

Dem Präfekten des Departements Seine stach in die Nase, dass Paris zum Himmel stank. So ordnete er am 7. März 1884 an, dass Hauseigentümer Mülltonnen aufstellen müssen. Und dass die Mieter Glas, Porzellanscherben und Austernschalen (!) vom Rest zu trennen haben. Seine Revolution schaffte die égalité beim Müll ab.

Ohne Eugène Poubelle gäbe es heute den Tag der Mülltrennung nicht (und am 18. März keinen Weltrecyclingtag). Sein Name landete statt auf dem Müllhaufen der Geschichte im Wortschatz. Mülleimer heisst auf Französisch poubelle.

Das Rumpeln und Scheppern der Ochsnerkübel hallt nach

Sein Inbegriff ist in der Schweiz der Ochsnerkübel. Bevor die Gebührensäcke kamen, warf man den Hausmüll ab den 1920ern in normierte Blechbehälter. Wie der Deckel auf den Kübel passte dieser auf die Kehrichtwagen – das Sammelsystem «Patent Ochsner». In grossen Songs einer Berner Band hallt das Rumpeln und Scheppern nach. Die Combo, in der Büne Huber zuvor spielte, hiess Pubell Püblic.

Seltsame Karrierewege, die Namen nehmen. In Deutschland ist heute Tag der gesunden Ernährung, in den USA konkreter: Tag der Frühstücksflocken. Cornflakes sind ihre Inkarnation und Kellogg’s das Synonym. Wie es dazu kam? Durch einen Verrat unter Brüdern.

Erfunden hat die Getreideflocken der amerikanische Gesundheitsapostel John Harvey Kellogg Ende des 19. Jahrhunderts. Der Arzt betrieb mit strengem Regime ein Sanatorium in Michigan. In der Diätküche pröbelte er an einem bekömmlichen Frühstück herum. Es entstand, durch Nachlässigkeit, eine vertrocknete Weizenmasse, die zu Flocken gebröselt wurde. Gut für die Verdauung, angeblich auch wirksam gegen Selbstbefriedigungsgelüste. Denn Dr. Kellogg war ein gottesfürchtiger Mann.

Jeder Tag ist Programm

Es gibt keinen Tag im Jahr, der nicht unter einem Motto steht. An jedem Datum ist ein Themen- oder Aktionstag, der einem bestimmten Anliegen gewidmet ist. Meist sind es gleich mehrere – manche von anerkannten Organisationen ausgerufen, andere von Interessengruppen, Fans oder Spassvögeln lanciert. Alle finden sie Beachtung und werden in irgendeiner Form begangen. In dieser Rubrik knöpfen wir uns nach und nach jeden Tag vor. Sehr ernsthaft nur dann, wenn es das Thema erfordert. Jahres- und Gedenktage sind in der Regel nicht dabei, ebenfalls keine mit wechselnden Daten. Einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben wir nicht.

Es gibt keinen Tag im Jahr, der nicht unter einem Motto steht. An jedem Datum ist ein Themen- oder Aktionstag, der einem bestimmten Anliegen gewidmet ist. Meist sind es gleich mehrere – manche von anerkannten Organisationen ausgerufen, andere von Interessengruppen, Fans oder Spassvögeln lanciert. Alle finden sie Beachtung und werden in irgendeiner Form begangen. In dieser Rubrik knöpfen wir uns nach und nach jeden Tag vor. Sehr ernsthaft nur dann, wenn es das Thema erfordert. Jahres- und Gedenktage sind in der Regel nicht dabei, ebenfalls keine mit wechselnden Daten. Einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben wir nicht.

Sein Bruder Will Keith Kellogg war ein geschäftstüchtiger Mann. Er kommerzialisierte die Entdeckung, ersetzte bald Weizen durch Mais – und beging Hochverrat an den Fit-&-health-Idealen des Bruders: Er reicherte die Cornflakes mit Zucker an. Teufelszeug! So wurde der Name der Familie besudelt, aber weltberühmt.

Der Lebensmittelkonzern ist seit 2023 aufgespalten. Das Hauptgeschäft heisst Kellanova, ein Allerweltsname aus der Retorte. Die US-Cerealien-Sparte läuft weiter als WK Kellogg. Namen mit Geschichte sollte man nicht achtlos kübeln.

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