Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Das geflügelte Wort von Michail Gorbatschow flatterte in alle Geschichtsbücher, obschon es der letzte Sowjet-Staatschef 1989 so nie gesagt hatte. Weniger bekannt als das Ostblock-Bonmot ist die Gegenwahrheit der Blockflöte: Wer zu früh kommt, den bestraft das Leben. Das hat sie zwar so auch nie gesagt, denn sie kann nur tröten. Aber es trifft die Note ihres ungerechten Schicksals. Am heutigen «Tag der Blockflöte» soll daran erinnert werden.
Die Blockflöte ist oft das erste Musikinstrument, das wir nach der Rassel in die Finger bekommen. Handlich, günstig – und einen Ton pustet jedes Kleinkind aus ihr hervor. Der ideale Einstieg. Die Tonleiter ist schnell erklommen, von dort sind es nur ein paar Fingerübungen zum «O du fröhliche» für die Familie vor dem Weihnachtsbaum, dann zum Gruppenvortrag am Elternabend der Primarschule. Und damit zum Blockflöten-Trauma von Generationen. Der tragische Ausstieg.
Wertschätzung erfährt das arme Ding nie.
Eine Blockflöte allein klingt erträglich. Zwei zusammen, weil knapp nie zusammen, kläglich. Was darüber hinausgeht: Ohrensausen. Und so verschwindet mit der Kindheit auch die Blockflöte, dieses Urinstrument der Menschheit, aus unseren Leben. Im besten Fall hat sie die Freude am Musizieren nicht vergeigt, und man erlernt ein, nun ja, richtiges Instrument. Im Normalfall ist die letzte Ambition weggeblasen, und man wird im schlechtesten Fall zeitlebens Konsument scheusslicher Musik. Wertschätzung erfährt das arme Ding nie.
Es gibt Ausnahmen. Virtuosen, die so lange dranbleiben, bis sie dem Instrument meisterhaft Wohlklingendes entlocken. Ensembles richten beglückende Konzerte für Nichtgeschädigte aus. Und neben dem Barock, einer Hochblüte der Blockflöte, huldigen auch Rock und Pop dem verschmähten Stück. Die Titelmelodie zu «Mein Name ist Nobody» von Ennio Morricone – ein lüpfiger Grossauftritt des Instruments! «The Fool on the Hill» von den Beatles – Paul McCartney im hölzernen Himmel! Aber cool wird die Blockflöte dadurch nicht.
Es gibt keinen Tag im Jahr, der nicht unter einem Motto steht. An jedem Datum ist ein Themen- oder Aktionstag, der einem bestimmten Anliegen gewidmet ist. Meist sind es gleich mehrere – manche von anerkannten Organisationen ausgerufen, andere von Interessengruppen, Fans oder Spassvögeln lanciert. Alle finden sie Beachtung und werden in irgendeiner Form begangen. In dieser Rubrik knöpfen wir uns nach und nach jeden Tag vor. Sehr ernsthaft nur dann, wenn es das Thema erfordert. Jahres- und Gedenktage sind in der Regel nicht dabei, ebenfalls keine mit wechselnden Daten. Einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben wir nicht.
Es gibt keinen Tag im Jahr, der nicht unter einem Motto steht. An jedem Datum ist ein Themen- oder Aktionstag, der einem bestimmten Anliegen gewidmet ist. Meist sind es gleich mehrere – manche von anerkannten Organisationen ausgerufen, andere von Interessengruppen, Fans oder Spassvögeln lanciert. Alle finden sie Beachtung und werden in irgendeiner Form begangen. In dieser Rubrik knöpfen wir uns nach und nach jeden Tag vor. Sehr ernsthaft nur dann, wenn es das Thema erfordert. Jahres- und Gedenktage sind in der Regel nicht dabei, ebenfalls keine mit wechselnden Daten. Einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben wir nicht.
Neben dem musikalischen Schattengewächs sei der heutige «Ehrentag der Zimmerpflanze» erwähnt. Grüner Daumen runter für diesen Anlass ohne Sinn und Zweck. Wer sich erst jetzt daran erinnert, dass er zu Hause Gewächs in Töpfen herumstehen hat, braucht nicht mehr zum Giesskännchen zu greifen. Dem vernachlässigten Gummibaum hilft gutes Zureden so wenig wie eine aufmunternd gemeinte Blockflötenmelodie. Wer zu spät kommt, den bestraft die verdorrte Zimmerpflanze.