Ein doofes Gefühl. Im Garten nebenan läuft eine Riesenparty, alle Nachbarn sind drüben – nur man selbst ist nicht eingeladen. Hockt allein zu Hause und weiss nicht einmal, was die andern feiern.
Tatsächlich ist die Schweiz heute aussen vor, als Einzige weit und breit. Doch was solls, es knallen weit und breit auch keine Korken. Die EU begeht den Europatag. Das bedeutet Festakte, nicht Volksfeste.
Die Europäische Union ausgeflippt zu feiern und feuchtfröhliche Prost! Santé! Salute! Saúde! Skål! Egészségedre! in Richtung Brüssel zu grölen – das kommt in den Mitgliedsländern kaum jemandem in den Sinn. Die EU: Man bedient sich der Vorzüge, ärgert sich über die Bürokratie, nimmt die Errungenschaften als gegeben hin. Oder als Feindbild. Aber grosse Gefühle? Die Nation kommt vor der Union.
Manche finden, uns fehle ohne EU-Beitritt eine Socke. Andere gehen lieber barfuss.
Auch am 9. Mai 1950, der als Ursprung der EU gilt, gings nicht um Gefühle. Am Anfang stand kühner Pragmatismus. Europa litt noch unter den Verheerungen des Zweiten Weltkriegs, etwas Ähnliches sollte sich nie wiederholen. An dem Tag schlug der französische Aussenminister Robert Schuman vor, die Produktion von Kohle und Stahl – Rohstoffe für die Rüstungsindustrie – unter gemeinsame Kontrolle zu stellen. Dies würde einen weiteren Krieg, so seine Deklaration, «nicht nur undenkbar, sondern materiell unmöglich» machen. Frankreich, Westdeutschland, Italien und die Benelux-Länder waren dabei. Aus der Stahl- und Kohle-Union entwickelte sich die Europäische. Als Friedensprojekt ein Erfolg. Immerhin darüber, wenn auch nur darüber, herrscht Einigkeit.
Ganz abseits steht die Schweiz dann doch nicht. Den Europatag gibts in doppelter Ausführung, er wird auch am 5. Mai begangen. Da markiert er die Gründung des Europarates 1949, da sind wir dabei.
In welchem Land man lebt, spielt am Tag der verlorenen Socke keine Rolle. Das Phänomen ist universell. Die Einzelsocke, die Waisensocke: ein trauriger Anblick. Der Jux-Tag verfolgt nicht das zum Scheitern verurteilte Ziel, das verschwundene Teil zu finden. Es geht um die Wehmut des Verlusts. Und dass man sich vielleicht einen Ruck gibt und zwei einsame Socken zum ungleichen Paar vereint. Da kommt zusammen, was nicht zusammen gehört. Und trotzdem passt.
Es gibt keinen Tag im Jahr, der nicht unter einem Motto steht. An jedem Datum ist ein Themen- oder Aktionstag, der einem bestimmten Anliegen gewidmet ist. Meist sind es mehrere – manche von anerkannten Organisationen ausgerufen, andere von Interessengruppen, Fans oder Spassvögeln lanciert. In dieser Rubrik knöpfen wir uns nach und nach jeden Tag vor. Jahres- und Gedenktage sind in der Regel nicht dabei, ebenfalls keine mit wechselnden Daten. Alle bisher erschienenen Folgen gibts hier im Dossier.
Es gibt keinen Tag im Jahr, der nicht unter einem Motto steht. An jedem Datum ist ein Themen- oder Aktionstag, der einem bestimmten Anliegen gewidmet ist. Meist sind es mehrere – manche von anerkannten Organisationen ausgerufen, andere von Interessengruppen, Fans oder Spassvögeln lanciert. In dieser Rubrik knöpfen wir uns nach und nach jeden Tag vor. Jahres- und Gedenktage sind in der Regel nicht dabei, ebenfalls keine mit wechselnden Daten. Alle bisher erschienenen Folgen gibts hier im Dossier.
Vom unbedingten Zusammensein handelt der Übernachten-Tag. Man soll in der Teenager-Zeit schwelgen, als man bei der besten Freundin, dem besten Freund übernachten durfte. Welch Abenteuer! Die Nacht hindurch reden, tuscheln, Geheimnisse teilen … Ohne Selfie, ohne Gruppenchat. Auch wenn man sich später aus den Augen verloren hat, die Sehnsucht bleibt, mit jemandem ein Leben lang unter einer Decke zu stecken. Komplizenhaft, nicht kompliziert.
Manche finden, der Schweiz fehle ohne EU-Beitritt eine Socke. Andere gehen lieber barfuss, Hauptsache auf eigenen Beinen. Der Übernachten-Tag kommt dem bilateralen Weg am nächsten: dann und wann Nähe, bloss nicht Zusammenziehen.