Kennen Sie Acoustic, Agata, Agria, Amandine, Anais, Annabelle, Aubaine, Austin oder Avanti? Eine davon bestimmt. Es sind Kartoffeln. Alle mit A aus der 76 Sorten umfassenden Schweizer Liste von Agroscope und swisspatat (Stand 2025). Weltweit gibt es rund 5000 Sorten und mindestens so viele Zubereitungs- und Verwendungsarten. Die Erde ist eine Kugel, ihr Grundnahrungsmittel eine Knolle. Ihr wird heute am Internationalen Tag der Kartoffel auf jede erdenkliche Weise gehuldigt.
Seit sich das Nachtschattengewächs von den Anden aus verbreitet hat, pflegt jede Region ihre eigene, innige Beziehung zu ihm. Wir zum Beispiel: Ohne Gschwellti kein Raclette, ohne Härdöpfelstock kein Seeli, ohne Rösti kein Graben. Im Vergleich zu anderen Nationen ist das eher anekdotisch. Die Iren und Irinnen zum Beispiel: Ohne Kartoffel sind sie nicht zu verstehen.
Eine Million Iren verhungerte unter der mitleidslosen Nichtbeachtung der Engländer.
Ihr Verhältnis zu Grossbritannien, bei manchen eines der Abneigung, ihr Verstreutsein über die Kontinente, ein Teil des Liedguts und vielleicht sogar der Seelenzustände – die Spur führt zur Grossen Hungersnot von 1845 bis 1849.
Die irischen Bauern, fast alle waren Bauern, hatten Kartoffeln, Getreide und etwas Vieh. Getreide und Vieh mussten sie den englischen Grossgrundbesitzern abliefern. Der verarmten Bevölkerung blieben nur die Kartoffeln. Als die Kartoffelfäule Mitte des 19. Jahrhunderts die Ernten in Serie vernichtete, blieben ihnen auch keine Kartoffeln. Nichts mehr. Eine Million Irinnen und Iren verhungerte unter der mitleidslosen Nichtbeachtung der Engländer, die trotz Elend auf der Pacht bestanden. Zwei Millionen wanderten aus, die Insel entleerte sich.
Das ist das Grosskapitel aus Irlands Geschichte mit der Kartoffel. Noch immer ist es gegenwärtig, auch wenn im Irish Stew heute mehr Lamm- als Kartoffelstücke sind und in Dublins Gourmettempeln Kartoffeln als fancy Hauch von Schaum serviert werden.
Die Fans des englischen Fussballklubs Liverpool singen neben «You’ll Never Walk Alone» als Zweithymne «The Fields of Anfield Road». Der Text ist auf die Vereinsgeschichte umgedichtet, die Melodie den Iren entwendet. Das Original heisst «The Fields of Athenry». Es beklagt das Schicksal eines Michael, der in der Grossen Hungersnot zum Getreidedieb wurde, um seine Familie durchzubringen. Wie Tausende andere «Kriminelle» wurde er nach Australien deportiert. So viel irischer Kartoffelacker steckt in englischen Fussballrasen. Geschichte ist nie Geschichte.
Es gibt keinen Tag im Jahr, der nicht unter einem Motto steht. An jedem Datum ist ein Themen- oder Aktionstag, der einem bestimmten Anliegen gewidmet ist. Meist sind es mehrere – manche von anerkannten Organisationen ausgerufen, andere von Interessengruppen, Fans oder Spassvögeln lanciert. In dieser Rubrik knöpfen wir uns nach und nach jeden Tag vor. Jahres- und Gedenktage sind in der Regel nicht dabei, ebenfalls keine mit wechselnden Daten. Alle bisher erschienenen Folgen gibts hier im Dossier.
Es gibt keinen Tag im Jahr, der nicht unter einem Motto steht. An jedem Datum ist ein Themen- oder Aktionstag, der einem bestimmten Anliegen gewidmet ist. Meist sind es mehrere – manche von anerkannten Organisationen ausgerufen, andere von Interessengruppen, Fans oder Spassvögeln lanciert. In dieser Rubrik knöpfen wir uns nach und nach jeden Tag vor. Jahres- und Gedenktage sind in der Regel nicht dabei, ebenfalls keine mit wechselnden Daten. Alle bisher erschienenen Folgen gibts hier im Dossier.
Nicht in Vergessenheit geraten soll der heutige Welt-MS-Tag. Er ist allen Betroffenen von Multiple Sklerose gewidmet, hierzulande sind es schätzungsweise 18’000. Weil die Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems unterschiedlichste Ausprägungen hat, nennt sie die Schweizerische MS-Gesellschaft «die Krankheit mit den 1000 Gesichtern».
Zum Vergessen ist der Giess-eine-Blume-Tag. Nur heute? Eine Aufforderung – sorry Pommes frites, Gnocchi, Tortilla, Knödel, Kroketten, Chips – so dumm wie eine Kartoffel.