Den Schwarzwald-«Tatort» kann man so zusammenfassen: Viele mehr oder, ehrlich gesagt, eher minder attraktive Menschen haben viel mehr oder, ehrlich gesagt, eher minder attraktiven Sex miteinander. Der Grund: Im Schwarzwald ist Fasnet, respektive Fasnacht, und wer nicht haltlos säuft und sich gehen lässt, gehört nicht dazu.
Sogar die Kommissare landen in der Pfanne
Zum Mord kommt es eher beiläufig, nachdem man bereits eine gefühlte Stunde lang einer unsicher geführten Kamera zugesehen hat, wie irgendwelche Betrunkenen saufen, mehr saufen, miteinander schäkern und schliesslich – wie gesagt – Sex haben. Die Kamera taumelt natürlich extra, um nochmals zu zeigen, wie alle anderen taumeln. Kann ich auch: Sollten diese Sätze jetzt ein bisschen wacklig daherkommen, ist das natürlich auch geplant. Um künstlich Authentizität zu generieren. Beim Sex wackelts ja schliesslich auch.
Schliesslich landen auch die Kriminalhauptkommissare Franziska Tobler und Friedemann Berg besoffen in der Pfanne, derweilen ein Mann in einem Hotelzimmer mit der Falschen Sex hat – er liegt nachher zu Tode geprügelt im Zimmer.
Komponist Schumann ist interessanter
Untermalt ist das Ganze mit einem Werk aus der romantischen Klassik: Aus Robert Schumanns (1810–1856) Liederzyklus «Dichterliebe» setzt immer wieder der Klagegesang «Ich hab im Traum geweinet» ein – und es zeugt von nichts Gutem für diesen «Tatort», dass ich während des Anschauens parallel das ganze Leben Schumanns (musikalisch-literarisches Doppelgenie, grosse Liebe zu Clara Wieck, Syphilis, geistige Umnachtung, tragischer Tod im Irrenhaus) auf und ab studiert habe.
Tatort: «Ich hab im Traum geweinet», 20.05 Uhr, SRF 1
Wertung: Zwei Sterne von fünf