Die Problematik mit der Prostitution ist in erster Linie eine juristische. Sex-Worker ist ein Job, aber kein offiziell anerkannter. Wer in diesem Feld arbeitet, ist erschreckend schutzlos: Er kann vor kein Gericht ziehen, er kann keine Ferien einfordern, es gibt keine arbeitsrechtlichen Standards, kein BVG und keine Rente. Wir sollten uns daher weniger auf Mitleid verlegen gegenüber den Menschen, die diese Arbeit ausüben, als vielmehr dafür sorgen, dass sie ihr in Würde und Sicherheit nachgehen können. Namentlich durch eine Anpassung der Gesetze.
Dennoch stellt sich immer die Frage, inwieweit diese Frauen (und Männer) freiwillig in den Puffs arbeiten. Auch jene, die es nicht unter offensichtlichem oder verstecktem Zwang tun, gehen einen merkwürdigen Handel ein: Sie schlafen mit einem Menschen, einzig weil er ihnen Geld dafür gibt. Wenn sie Glück haben, ist er ihnen sympathisch. Wenn sie noch mehr Glück haben, können sie andernfalls Nein sagen. Aber diese Angelegenheit kann den Ruch der Ausbeutung nie vollständig ablegen, denn Sex ist das Intimste, was Menschen einander geben können, und die kausale Verknüpfung mit Geld – dem Unpersönlichsten – kann auch bei sehr liberaler Betrachtung nicht als seelisch gesund angesehen werden. Und zwar in beide Richtungen nicht.
Doch wenn der Mensch in einem gut ist, dann im Schönreden. Er redet sich den Raubbau an der Natur schön, den Massenmord an den Tieren, die Armut von vielen und den Reichtum von wenigen sowie den Besuch im Bordell. Schönreden kostet nichts und wirkt sofort. Aber genau daran erkennt man es: Wenn man es schafft, seine Skrupel mit einem einzigen Satz beiseitezuwischen, waren die Skrupel höchstwahrscheinlich begründet und der Satz höchstwahrscheinlich eine faule Ausrede. In diesem Sinne: Nein, man darf nicht ins Puff.