Wenn wir eine Beziehung eingehen, auferlegen wir unserem Partner eine ganze Reihe von Verpflichtungen. Die einen sind berechtigt, andere weniger. Zum Beispiel erwarten wir von ihm, dass er uns nicht misshandelt. Vielleicht erwarten wir auch, dass er uns jederzeit glücklich macht. Und ziemlich sicher erwarten wir, dass er von nun an nie wieder einen anderen Menschen als attraktiv empfindet. Das Problem mit Erwartungen ist jedoch, dass sie üblicherweise nicht besprochen werden – und ausserdem nicht sonderlich genau geprüft. Oft ist uns nicht einmal bewusst, dass wir sie haben, und sie zeigen sich erst, wenn sie enttäuscht worden sind.
Grosse Herausforderung für unser Ego
Womöglich haben Sie damals von sich selbst gedacht, dass Ihr Partner Sie für den Rest Ihres Lebens sexuell interessieren wird, und das auch noch exklusiv. Aber wie jeder, der länger in einer Beziehung gewesen ist, stellen Sie nun fest, dass die Sache nicht ganz so läuft, und tun das einzig Richtige: Sie nehmen Ihre Bedürfnisse ernst und reden mit Ihrem Partner darüber. Der aber tut exakt das Falsche: Er nimmt seine Enttäuschungsgefühle als Beleg, dass Sie sich falsch verhalten, und bestraft Sie. Noch kindischer kann man sich nicht benehmen. Noch menschlicher allerdings auch nicht. Es braucht enorme Grösse und Reife, in einer solchen Situation nüchtern zu bleiben, anzuerkennen, dass man nach 15 Jahren seine Anziehungskraft weitgehend eingebüsst hat, und darüber hinaus dem Partner die Freiheit zu gewähren, mit anderen intim zu sein. Es ist wohl eine der grössten Herausforderungen für unser Ego. Allerdings wäre es auch ein Beweis von echter Liebe, denn Liebe will immer das Beste für den anderen. Auch wenn es für einen selbst nicht unbedingt das Angenehmste ist. Das muss Ihrem Partner klar werden, wenn er an Ihrer Seite bleiben will.