Dank dem Bundesamt für Statistik haben wir es seit letzter Woche wieder einmal schwarz auf weiss: Die Gesamtgesundheitskosten des Jahres 2017 sind gegenüber dem Vorjahr um 2,6 Prozent gestiegen. Wir reden gesamthaft von über 82,5 Milliarden Franken. Pro Person bedeutet dies 814 Franken – jeden Monat! Auch wenn sich das Kostenwachstum verlangsamt hat, haben wir nicht mal zaghaft Anlass zur Freude. Unsere Löhne sind im selben Zeitraum schliesslich nur um 0,4 Prozent gestiegen.
Seit 2017 liegen 38 Massnahmen auf dem Tisch des Bundesrats, wie man die Kosten langfristig in den Griff bekommen kann. Dort liegen sie noch immer, sind in zwei Massnahmenpakete gebündelt worden. Zum ersten Paket plant der Bundesrat noch für diesen Spätsommer die Verabschiedung der Gesetzesbotschaft zuhanden des Parlaments. Wer glaubt, es gehe so langsam vorwärts, weil diese Massnahmen schlimme Einschnitte für die Patienten bedeuten, irrt sich. Die meisten Massnahmen zielen darauf, Systemfehler und Fehlanreize zu beseitigen, denn davon gibt es viele.
Natürlich soll auch der Überversorgung ein Riegel geschoben werden. Doch welcher Überversorgung? Nach einer repräsentativen Spitalärztebefragung beobachtete jeder Befragte eine unnötige Operation pro Monat. Gemäss einer Studie des Bundesamts für Gesundheit werden Privatpatienten im Vergleich zu Grundversicherten mehr als doppelt so oft am Knie operiert.
Aber werden wir konkret: Was genau soll geschehen? Hier ein Auszug.
Das Kostenwachstum für die obligatorische Krankenpflegeversicherung soll verbindlich vorgegeben werden. Es braucht eine Obergrenze, denn es macht keinen Sinn, die Kosten ins Uferlose wachsen zu lassen und immer mehr Versicherten steuerfinanzierte Prämienverbilligungen zu gewähren. Parallelimporte von medizinischen Geräten oder Implantaten sollen erleichtert werden, aber auch Parallelimporte von Arzneimitteln aus dem EU-Binnenmarkt sollen gefördert werden. Die Folge: Der Preiswettbewerb mit dem Ausland würde zu besseren Preisen führen. Und auch der Wettbewerb unter den Generika-Anbietern würde befeuert. Generika sind meist günstiger als (patentabgelaufene) Originalmedikamente. Da die Wirkstoffe heilen und nicht die Markennamen, sollten Ärzte und Apotheker verpflichtet werden, Generika wann immer möglich abzugeben.
Diese und alle weiteren Massnahmen werden es ermöglichen, die Aufwärtsspirale der Krankenkassenprämien nachhaltig aufzuhalten. Die beiden Räte müssen über die Massnahmenpakete befinden. Aber auch wir Bürger sind gefragt. Die Politik hat zum Thema verschiedene Initiativen lanciert, wir werden darüber abstimmen können. Diese Chance zur Mitgestaltung unseres Gesundheitssystems sollten wir nutzen.