Ich will mich von der Geliebten trennen
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Wie beende ich Beziehungschaos:Ich will mich von der Geliebten trennen

Meyer rät
Ich will mich von der Geliebten trennen

Ich (m, 52) habe seit acht Jahren eine Geliebte, der ich immer wieder versprochen hatte, mich von meiner Frau scheiden zu lassen. Nun will ich mich aber stattdessen von ihr trennen. Wie mache ich das am besten?
Publiziert: 01.08.2020 um 12:17 Uhr
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Aktualisiert: 01.08.2020 um 13:44 Uhr
Schriftsteller Thoma Meyer.
Foto: Thomas Meier

«Am besten» ist hier nicht die passende Formulierung, denn das ist der
Superlativ von «gut«, und gut ist an dieser Situation gar nichts. Sie haben acht
Jahre lang zwei Frauen betrogen, beide mit der jeweils anderen, und Sie haben
beiden etwas vorgemacht: der einen die Treue, der anderen eine mögliche
Zukunft. Doch auch wenn Sie nun mit Ihrer Geliebten Schluss machen, ändert
das nichts daran, dass Ihre Ehe nicht mal mehr das Papier wert ist, auf dem sie
beurkundet wurde. Alles, was einst an Vertrauen und seelischer Bindung
zwischen Ihnen und Ihrer Frau bestanden hatte, ist zerstört durch jahrelange
Unaufrichtigkeit, Verheimlichung und die daraus resultierende Entfremdung. Die
aber betrifft nicht nur Ihre Frau, sondern vor allem Sie selbst. Von allen
Involvierten stehen Sie am schlechtesten da, denn Sie sind es, dessen Wort
nichts gilt. Sie sind es, dem man nicht vertrauen darf. Sie sind es, der keine
Skrupel hat.


Aber noch ist es nicht zu spät. Noch können Sie das Ruder herumreissen und
fortan strikt nach dem Kurs der Aufrichtigkeit segeln. Trennen Sie sich von Ihrer
Geliebten, aber auch von Ihrer Frau, die Ihnen ja offenbar auch nie genügt hat,
und kümmern Sie sich, am besten mit therapeutischer Unterstützung, um die
Frage, was mit Ihnen nicht stimmt. Wie hat es mit Ihnen so weit kommen
können, dass Sie kein Problem darin sehen, mehreren Menschen, die Ihnen
vertraut haben, wieder und wieder ins Gesicht zu lügen? Mit anderen Worten:
Wann und warum haben Sie sich von sich selbst getrennt? Die Suche nach
Antworten wird nicht sehr angenehm werden für Sie. Aber noch unangenehmer
wird es sein, so weiterzumachen und sich am Ende Ihres Lebens eingestehen
zu müssen, dass Sie nur in einem wirklich gut waren: darin, sich selbst und andere zu verarschen. Und auch hier passt «gut« nicht.

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