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M. Prix Stefan Meierhans kämpft für Konsumenten
Ein grosser Schritt in Richtung stabile Krankenkassenprämien

Ein Fünftel der Kosten (6 Milliarden Franken!) könnten gemäss Experten in der obligatorischen Grundversicherung ohne Qualitätsverlust jedes Jahr eingespart werden bei Streichung aller unnötigen Behandlungen. Höchste Zeit, genau das zu tun, sagt der Preisüberwacher.
Publiziert: 24.08.2020 um 17:09 Uhr
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Aktualisiert: 24.08.2020 um 17:19 Uhr
Stefan Meierhans, Preisüberwacher

Die Zahl ist beeindruckend, und man fragt sich unweigerlich, wie soll das gehen? Noch dazu ohne dass die Patientinnen und Patienten Leistungseinbussen hinnehmen müssen?

Wenn man einem perfekt optimierten System etwas wegnimmt, dann läuft es schlechter. Wenn man jedoch einem aufgeblähten System etwas Luft ablässt, dann läuft es nicht schlechter, sondern besser.

Genau dazu will das zweite Kostendämpfungspaket, das der Bundesrat als indirekten Gegenvorschlag zur «Kostenbremse-Initiative» am 19. August in die Vernehmlassung geschickt hat, einen Beitrag leisten. Ein Kernstück des Gegenvorschlags ist die Zielvorgabe für das Kostenwachstum in der Grundversicherung. Diese Zielvorgabe würde sich unter anderem an der Lohnentwicklung und der Teuerung orientieren. Das macht Sinn, denn von den Löhnen müssen wir ja die Krankenkassenprämien zahlen können. Leider ist dies immer seltener der Fall, wie die steigenden Zahlen derjenigen, die Prämienverbilligungen in Anspruch nehmen müssen, zeigen.

Preisüberwacher Stefan Meierhans.
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Natürlich stellt sich die Frage, zu wessen Lasten diese Kosteneindämmung gehen soll. Zu Lasten der Patienten? Ein klares Nein. Die Versorgung der Patienten soll nicht die Stellschraube sein. Die Stellschraube sind die Tarife für die Abrechnungen mit den Krankenkassen (etwa der nationale Ärztetarif Tarmed). Sind die abgerechneten Kosten zu hoch, werden im nächsten Jahr die Tarife entsprechend gekürzt. So wird ein Anreiz auf die Akteure im Gesundheitswesen geschaffen, auf Unnötiges zu verzichten, um die Tarife für «Nötiges» nicht unter Druck zu bringen.

Vielleicht fragen Sie sich jetzt, gibt es in der Schweiz überhaupt «unnötige» Behandlungen? Zur Beantwortung kann eine BAG-Studie beitragen, die zum Schluss kommt, dass zum Beispiel Privat­patienten im Vergleich zu Grund­versicherten mehr als doppelt so oft am Knie operiert werden …

Wir brauchen ein Gesundheitswesen, das unsere Krankheiten bestmöglich heilt oder zumindest behandelt. Was wir allerdings nicht brauchen, ist ein Gesundheitswesen, das uns als Rohstoff sieht, den man so bearbeitet, dass er maximale Gewinne abwirft. Ein «Kostenziel» oder eine «Kostenbremse» sind wichtige Wege dazu. Das sagte auch die entsprechende Expertenkommission – bereits 2017 notabene. Merken Sie etwas? Genau – es braucht einen langen Atem. Ich habe ihn!

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