Vor wenigen Tagen hat die Wettbewerbskommission – die Wächterin über die Kartelle – einen Grundsatzentscheid gefällt, der für Leute, die mit Gas heizen, durchaus interessant sein kann. Sie hat entschieden, dass die Gasversorger ihre Netze öffnen und die Durchleitung von «fremdem» Gas gewähren sollen. Übersetzt heisst das nichts anderes, als dass das Leitungssystem sehr wohl im Monopol bleibt, aber die lokalen Versorger nun das Gas sämtlicher (Schweizer) Anbieter durchleiten müssen. Wenn Sie also in der Stadt Bern leben, dann soll es künftig möglich sein, dass Sie Ihr Gas von Glarus oder aus dem Tessin beziehen.
Ein Grund zum Jubeln für die Haushaltskunden? Kurzfristig wohl nicht. Langfristig – vielleicht.
Fakt ist: Gas ist Gas – das Produkt ist immer das gleiche. Sinn macht die ganze Liberalisierung also nur, wenn am Ende bessere Preise für die Kunden dabei herausspringen. Dass die verschiedenen Gasversorger an grossen Unternehmenskunden Interesse haben, kann ich mir vorstellen. Ob sie allerdings auch um einzelne Haushaltskunden buhlen werden, die vielleicht noch dazu an weit entfernten Orten wohnen, bleibt abzuwarten. Die Branche hat es in der Hand zu zeigen, dass sie Fairplay spielen und hier mitziehen wird. Das ist das Mindeste, was von ihr zu erwarten ist.
Auch wenn die Branche wie gewünscht reagiert, kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Zersplitterung der Kunden am Ende nicht sogar zu höheren Preisen führt. Die Aufspaltung der Gasversorgung in ein Netzmonopol und einen Energiemarkt verursacht nämlich zunächst mal Organisations- und Marketingkosten, die wieder reingeholt werden müssen.
Aber malen wir nicht den Teufel an die Wand, sondern warten wir die nächsten Schritte ab. Die Berner BKW hat angekündigt, in das Gasgeschäft einsteigen zu wollen. Sie will sich – wen wunderts – zunächst um Grosskunden bemühen. Ich bin gespannt, welche Dynamik nun entsteht.
Mit Sicherheit sagen kann ich Ihnen, dass ich bis zu dem Tag, an dem der Wettbewerb für alle Kunden nachweislich funktioniert und wirksam ist, die Gaspreise der lokalen Versorger weiter prüfe und Sie vor allfälligen Preismissbrauch schützen werde.