M. Prix Stefan Meierhans kämpft für Konsumenten
Nun auch noch Wucher?

Die Corona-Krise treibt die Preise diverser Produkte in die Höhe. Das ist nicht in allen Fällen missbräuchlich, findet der Preisüberwacher.
Publiziert: 06.04.2020 um 15:25 Uhr
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Preisüberwacher Stefan Meierhans.
Foto: Keystone
Stefan Meierhans, Preisüberwacher

Pandemien mit gefährlichen Viren – noch vor drei Monaten wäre meine spontane Assoziation dazu Netflix gewesen. So schnell kanns gehen: Heute stecken wir mittendrin. Zeit für Vorbereitungen blieb wenig, und so haben sicher die meisten von uns das Notprogramm «Vorsorgen» aktiviert.

Es ist nur menschlich, dass man so gut wie möglich gewappnet sein will. Die leer gekauften Regale befeuern das Gefühl des Mangels – und führen zu noch mehr Hamsterkäufen. Ein derzeitiges Paradebeispiel: Desinfektionsmittel. Plötzlich hat dieses knapp gewordene Gut Fantasiepreise. «Gschäftlimacher» witterten und wittern ihre Chance: zuerst auf Online-Plattformen – doch die haben vergleichsweise schnell reagiert und diese Angebote grossmehrheitlich gelöscht. Nun sind es insbesondere einige Online-Shops, welche versuchen, die Angst der Leute zu Geld zu machen. Ich bin da dran.

Aber auch bei den Apotheken sind die Preise für Desinfektionsmittel zurzeit um einiges höher als gewöhnlich. Viele Mitmenschen fragen sich deshalb: Ist das Missbrauch?

Bei den Apotheken sehe ich aktuell kaum Indizien für Preismissbrauch. Warum? Viele der angebotenen Desinfektionsmittel werden in den Apotheken selbst zusammengemischt. Hier wurde aus der (kurzfristigen) Not eine Tugend gemacht. Die Herstellungskosten für diese handgefertigten Mittel – und in der direkten Folge natürlich auch ihre Preise – liegen einiges über denen von massenhaft, industriell gefertigten Produkten. Ausserdem haben sich ihre Einkaufspreise beispielsweise für den zugrundliegenden Alkohol oder die Behältnisse zum Teil massiv erhöht. Dieses Wissen ins Kalkül gezogen, sind die höheren Preise in der Apotheke prima vista darum wohl nachvollziehbar(er).

Desinfektionsmittel sind aber auch im Detailhandel (wieder) oder bei einigen Online-Händlern immer noch zu relativ vernünftigen Preisen erhältlich.

Wissen sollten Sie auch, dass Sie sich in dieser Krisenzeit an mich wenden können, wenn Sie einen Preismissbrauch vermuten. Mein Team wird Ihre Meldungen prüfen. Wenn sie in mein Ressort fallen, werden wir sie entsprechend bearbeiten. Alle anderen Meldungen werden wir an die jeweils zuständigen Stellen weiterleiten. Auch in dieser Zeit gelten unsere Gesetze. Missbrauch wird nicht toleriert und von den zuständigen Behörden gemäss Gesetz geahndet.

Ich wünsche denen, die krank sind, eine schnelle und gute Genesung. Denen, die die sich isolieren müssen, sage ich: Halten Sie durch, es ist wichtig! Und denen, die (noch) gesund sind: Ich drücke uns die Daumen, dass es so bleibt.

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