M. Prix Stefan Meierhans kämpft für Konsumenten
Acht Tage to go …

Gestern haben wir die dritte Kerze am Adventskranz angezündet, und ich gebe es gern zu: Das hat auch etwas Bedrohliches. Denn die gesungene Botschaft «Do they know it’s Christmas?» übersetze ich mit: «Eine Woche bis Buffalo …»
Publiziert: 17.12.2019 um 15:27 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2019 um 15:04 Uhr
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Preisüberwacher Stefan Meierhans.
Foto: Keystone
Stefan Meierhans, Preisüberwacher

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich liebe Weihnachten! Vor allem den spirituellen Teil – aber auch den weltlichen. Und das ist ein Teil des Problems: Werbespots, Weihnachtsmärkte und
-musik machen uns glauben, der Advent sei eine besinnliche Zeit voller heimeliger Abende mit der Familie, Glühwein und Weihnachtsguetsli. Meine Wahrheit ist jedoch: Der Advent und der olympische Zehnkampf haben mehr gemein als man denkt. Ich übertreibe? Dann stelle ich Ihnen die einzelnen Disziplinen gern vor.

Die wohl Offensichtlichste: «Weihnachtsshopping». Der offizielle Startschuss dazu fiel schon am letzten Novembertag, am Black Friday, und hört wohl erst mit dem Heiligabend auf. Weil das Leben nicht plötzlich nur aus Weihnachten besteht, kämpft sich Disziplin Nr. 2 aufs Podest: «Multitasking» – Wie immer Vollgas im Job, aber nun plus Weihnachtsfaktor. Der Weihnachtsfaktor führt bei mir im Büro zu extra vielen Bürger-Meldungen, denn auch unsere Mitmenschen sind nun dünnhäutiger als im Rest des Jahres. So bleibt nur in den Randstunden Zeit, darüber nachzudenken, womit ich meinen Lieben eine Freude machen könnte. Diese Überlegungen führen unweigerlich zur 3. Disziplin: Dem beherzten Entscheiden: Wähle ich das Offensichtliche, oder traue ich mich was? Und was zum Kuckuck ist das Offensichtliche? Keine leichte Sache, ehrlich. Erschwerend kommt hinzu, dass der Advent eigentlich ein Countdown ist.

Wohl dem, der das «Zeitmanagement» (4. Disziplin) im Griff hat! Ich bin eher Just-in-Time-Typ – gut möglich, dass Sie mich am 23. im Warenhaus treffen. Dass ich die Dinge nicht früher erledigt habe, liegt auch an den Disziplinen 5, 6 und 7. Nummer 5: Der «Weihnachtsfeier-Marathon». Eine schöne und beliebte Tradition, leider total zeitintensiv. Die unbeschwerten Stunden in fröhlicher Gesellschaft und mit feinem Essen zahlt man in der Währung Nicht-erledigter-Dinge und natürlich mit Hüftgold. Oftmals ist es auch mit dem blossen Hingehen nicht getan.

Disziplin 6 erwartet einen schon vorher: Die «Herstellung von Backwaren aller Art». Ich gebe zu, kurz überlegt zu haben, ob ein Rahmenvertrag mit einem Grossverteiler eine sinnvolle Sache wäre. Sagen Sie nichts: Dann riecht die Küche nicht nach Zimt, Orangen und Schoggi – geht gar nicht, ich weiss. Also greifen wir zu Fertigteig, das ist der perfekte Kompromiss. Überhaupt die Weihnachtsbäckerei ist manches Jahr die halbe Miete für Disziplin Nr. 7: «Weihnachtsgeschenke mit den Kindern basteln». Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich mich das ganze Jahr darauf freue. Aber wenn die Kids erstmal eine Idee haben, dann zücke ich meine Heissleim-Pistole.

Als ehemaliger Marathonläufer weiss ich, dass die letzten Kilometer die härtesten sind. Also Vollgas für Nummer 8 – die Königsdisziplin: «Organisiere das perfekte Fest mit Familie und Freunden ganz nach dem Gusto aller Beteiligten». Die hohe Schule – hier zeigt sich, wer ein Weihnachtsprofi ist. Trotz aller Anstrengung ist es schwer, den Parcours fehlerfrei zu meistern – und so heisst die 9. Disziplin «Krisenmanagement» und die 10. «Nerven behalten».

Und wenn ich dann in zwei Wochen auf die Weihnachtszeit zurückschaue, werde ich wie jedes Jahr denken: Schön war es wieder! Sie sehen: Das Wunder der Weihnacht!

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