Krimikolumne «Tatort»
Tränendrüse verheisst nicht unbedingt Spannung

Manchmal, nein, sogar oft, funktioniert es im Krimigenre sehr gut, wenn der Zuschauer den Täter bereits kennt. Aber nicht immer.
Publiziert: 30.11.2019 um 14:42 Uhr
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Aktualisiert: 30.11.2019 um 15:41 Uhr
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Autorin Silvia Tschui fand diesen «Tatort» ziemlich unspannend.
Foto: Simone Pengel

Kennt der Zuschauer den Täter bereits, so lässt sich mitfiebern, ob der Ermittler rechtzeitig die richtigen Schlüsse zieht. Oder es kann sich ein Katz-und-Maus-Spiel entspinnen, bei dem man als Zuschauer seine Fingernägel verabschiedet – an dieser Stelle sei gleich wieder mal auf die exzellente Serienkiller-Serie «The Fall» mit Gillian Anderson als Ermittlerin und Jamie Dornan als eiskaltem Sex-Serienkiller verwiesen (auf Netflix).

Täter und Motiv bekannt, Spannung weg

Auch im vorliegenden «Tatort» mit dem Titel «Querschläger» weiss der Zuschauer bald einmal, wer da aus welchem Motiv an einer Raststelle snipermässig aus dem Hinterhalt auf einen Lastwagenchauffeur geschossen hat. Man weiss auch, wer so versucht, einen Transporteur zu erpressen. Die Bundespolizei-Kommissare Falke (Wotan Wilke Möhring, 52) und Grosz (Franziska Weisz) tappen hingegen eine ganze Weile im Dunkeln.

Nun sind die Hintergrundgeschichte und das Motiv des Täters hochemotional und nachvollziehbar. Die Folge wirft auch einen kritischen Blick auf Gesundheitswesen und -praxis in deutschsprachigen Ländern. Alles schön und gut gemeint. Nur: Spannung, die kommt leider nicht so recht auf. Weder packt einen das eigentlich hochemotionale Drama noch der Ablauf der Spurensuche sonderlich. Man will auch nicht sofort auf die Strasse gehen, um wegen Mängeln im Gesundheitswesen zu streiken, vielmehr gähnt man, zappt ein bisschen rum und ist schliesslich immerhin froh, noch im Besitz sämtlicher Fingernägel zu sein.

Fazit: Dieser «Tatort» hat und gibt sich Mühe.

«Tatort: Querschläger», SRF1, 20.05
Wertung: Zweieinhalb von fünf

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