Vielleicht bin ich einfach krankhaft prüde. Ich weiss ja nicht, wie es Ihnen geht, aber mich interessieren ehrlich gesagt amouröse Verstrickungen in meinem Umfeld herzlich wenig. Und wenn ich irgendwem im Tram, in der Bar oder im Hallenbad beim Knutschen zusehen muss, finde ich das eine persönliche Zumutung und will den Menschen zurufen: «Nehmt euch ein Zimmer!»
Auch wenn in irgendeiner Netflix-Serie oder einem Hollywood-Schinken Liebes- und Sexszenen kommen, spule ich vor und bin, falls das nicht möglich ist, peinlich berührt. Und da sehen immerhin die Akteure richtig gut aus.
Gute Schauspieler ist nicht gleich gute Bettszenen
Umso weniger, noch weniger, am allerallerwenigsten interessieren mich also die amourösen Verstrickungen alternder «Tatort»-Kommissare. Ich wills nicht sehen. Bitte. Nichts gegen Ulrike Folkerts (58) und ihre Kommissarin Lena Odenthal. Auch nichts gegen Ben Becker (54) und seinen Lokalkommissar Stefan Tries.
Zu ihm verschlägt es Lena Odenthal in ihrem siebzigsten Fall – dreissig Jahre nachdem sie mit ihm schon im Fall «Tod im Häcksler» ein Verbrechen aufgeklärt hat. Anscheinend sind sie sich da nähergekommen.
Jetzt ist ein junger Polizist tot, und Tries gebart sich als Mischung zwischen Platzhirsch und Provinzkönig. Auffallend ist, dass all die Polizisten vor Ort in brandneuen Häusern leben und ziemlich schicke Wagen fahren – wovon bezahlen die das wohl?
Umso unverständlicher ist, dass Odenthal sofort wieder mit Tries anbandelt. Inwiefern sie das aber tatsächlich tut, kann ich Ihnen nicht ganz genau sagen – ich hab an den betreffenden Stellen vorgespult. Denn wie gesagt: Ich wills nicht sehen.
«Tatort»: «Die Pfalz von oben», 20.05 SRF 1
Wertung: 3 Punkte von 5