Ich weiss ja nicht, wie es Ihnen geht, aber ich finde im Normalfall Geisel-, Anschlags- oder Amokdramen todlangweilig. Und eigentlich könnte man gleich hier mit dieser Kolumne aufhören und über Wichtigeres schreiben, etwa über die apokalyptischen Bilder aus Australien, wo in einer Hölle aus Feuer, grösser als die ganze Schweiz, nun auch noch hochhaushohe Sandstürme wüten, dass es einem angesichts der Videos schlecht wird. Ich könnte auch darüber schreiben, dass es in meiner Heimatstadt Zürich meiner Erinnerung nach in 45 Jahren noch nie vorgekommen ist, dass es einfach bis Ende Januar nie geschneit hat. Und dass die Schneeglöckchen in meinem Garten schon vor einer Woche zu blühen begonnen haben und dies kein Grund zu Freude, sondern ein Grund zur Panik ist. Und man könnte sich wieder einmal die Finger darüber wund schreiben, wie essenziell überlebensnotwendig es für unsere Spezies ist, endlich zu handeln, statt sich über Greta aufzuregen.
Bewusster Verzicht auf Gründe
Alles wichtiger, als dieser Krimi mit Batic und Leitmayr. Der ist, mit Verlaub, einfach nicht wirklich gute Unterhaltung, und das hätte man bitter nötig. Er verzichtet auch, gemäss Regisseurin Pia Strietmann, bewusst darauf, nach Gründen für den unklaren eventuell stattfindenden Amoklauf/Anschlag zu suchen. Wir sehen stattdessen dem Polizeiapparat zu, wie er mehr oder minder kopflos wie Hühner rumrennt. Und da gibts ja nun immerhin eine Parallele zur Politik: Die rennt angesichts der realen weltweiten Klimakatastrophe in diversen Ländern genauso kopflos rum, statt wirklich nach den Gründen zu suchen und entsprechend zu handeln.
Tatort «Unklare Lage» 20.05 SRF1
Wertung: Zwei von fünf