Kolumne von Stefan Meierhans
Wer soll eigentlich den Abschied vom Gas bezahlen?

Die Schweiz verabschiedet sich schrittweise von fossilen Energieträgern wie Erdgas. Stattdessen wird etwa die Fernwärme ausgebaut – ein grosser Umbau, der nicht gratis ist. Entscheidend ist deshalb, dass die Kosten fair verteilt werden.
Publiziert: 14:42 Uhr
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Für das Netto-Null-Ziel müssen wir schrittweise aus dem Gas aussteigen.
Foto: Keystone
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Stefan MeierhansPreisüberwacher

Per Volksentscheid haben wir auf 2050 das Netto-Null-Ziel für Treibhausgasemissionen gesetzlich verankert. Dieses Ziel lässt sich gemäss heutiger Einschätzung am energieeffizientesten und kostengünstigsten umsetzen, wenn auf den Einsatz von fossilen Energieträgern zu Heizzwecken ab dann weitestgehend bzw. vollständig verzichtet wird.

Das heisst nichts anderes, als dass wir auch schrittweise aus dem Gas aussteigen müssen.

Das wird zwischen heute und 2050 schrittweise geschehen. Einige Kantone oder Gemeinden planen den Ausstieg zeitnah, andere lassen sich mehr Zeit. Die Lebensdauer der dann nicht mehr benötigten Leitungen wird in vielen Fällen zum Teil erheblich verkürzt. Und wie läuft das zurzeit so ab? Um das zu finanzieren, bilden einige Gasversorger Reserven, indem sie zum Beispiel gesunkene Energiepreise, nicht vollständig an die Kundschaft weitergeben. Andere Gasversorger erhöhen kurzerhand die Tarife. Egal welcher Weg gewählt wird, die Gas-Kundinnen und Kunden haben ihn am Ende auf ihrer Rechnung.

Und das ist noch nicht das Ende der Geschichte – denn heizen müssen sie ja weiterhin. Eine gute und umweltfreundliche Alternative zum Gas ist zum Beispiel Fernwärme. Die Fernwärmenetze haben viele Vorteile aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer, aber ihr Bau erfordert auch Investitionen, die – natürlich – ebenfalls von der Kundschaft zu berappen sind.

Die heutigen «Gas-Kunden» haben keine Wahl: Viele von ihnen könnten früher oder später gezwungen sein, die Kosten ihres Gasnetzbetreibers für die vorzeitige Stilllegung der Netze zu bezahlen und gleichzeitig sollen sie in andere Heizsysteme investieren müssen.

Hier stellt sich die Frage nach der Fairness: Wir haben als Gesellschaft entschieden, dass wir aus den fossilen Energien aussteigen wollen. Ist es da gerecht, dass jene Menschen, die – meist zufällig, denn kaum jemand wählt seine Wohnung nach dem Heizsystem aus – mit Gas heizen, nun die Rechnung für uns alle zahlen sollen? In diesem Fall würde ich gern den ehrenden Grundsatz in Erinnerung rufen: «Wer bestellt, bezahlt auch».

Ich werde alle Gemeinden und Kantonen, die mit ungerechtfertigten Tarifen aus den genannten Gründen an mich gelangen, zu einer fairen Verteilung der Lasten auffordern und dementsprechende Anträge an sie richten. So wie es das Preisüberwachungsgesetz und die Bundesverfassung von mir verlangt.

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