Kolumne von Stefan Meierhans
Eltern bezahlen jährlich 20 Millionen Franken zu viel

Schullager sind Pflicht – und doch müssen die Eltern mitzahlen. Wie viel man zahlen muss, hängt oft davon ab, wo man wohnt.
Publiziert: 14:46 Uhr
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Schullager sind wichtig – doch können sie das Haushaltsbudget belasten.
Foto: SBB Kommunikation & Public Affai

Darum gehts

  • Elternbeiträge für Schullager sollen realistisch und familienfreundlich bleiben
  • Schullager stärken Klassenzusammenhalt und schaffen unvergessliche Erinnerungen
  • Eltern zahlen jährlich ca. 20 Millionen Franken zu viel
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Stefan MeierhansPreisüberwacher

Ein Klassenlager ist für die Junioren oft das Highlight des Schuljahres. Für Eltern bedeutet es hingegen eine zusätzliche Rechnung – und diese fällt je nach Wohnort ganz unterschiedlich hoch aus, wie wir letztes Jahr aufgrund von Elternbeschwerden bei einer genaueren Prüfung der Beitragshöhen feststellen mussten.

Was in Rechnung gestellt werden darf, hat das Bundesgericht bereits 2017 klar geregelt: Den Eltern dürfen nur die Verpflegungskosten in Rechnung gestellt werden, die sie aufgrund der Abwesenheit ihrer Kinder einsparen. Das Gericht bezifferte die eingesparten Verpflegungskosten damals auf 10 bis 16 Franken pro Tag, abhängig vom Alter der Kinder.

Meine Analyse der heutigen Ausgaben von Familien für Verpflegung hat jedoch gezeigt, dass die eingesparten Verpflegungskosten im Durchschnitt nur 8 Franken pro Tag betragen. 8 Franken stellen damit eine Obergrenze dar, die einzuhalten ist, um dem Anspruch auf unentgeltlichen Unterricht gerecht zu werden.

Trotzdem wird selbst die bundesgerichtlich festgelegte Grenze von 16 Franken in vielen Kantonen überschritten. Meine Schätzung ergab, dass Eltern schweizweit ca. 20 Millionen Franken pro Jahr zu viel bezahlen.

Darum habe ich den Verantwortlichen nahegelegt, die Elternbeiträge konsequent auf die errechneten 8 Franken pro Tag zu senken. Zudem muss berücksichtigt werden, dass es bei einem fünftägigen Lager meist nur 4 Verpflegungstage gibt. Das mitgebrachte Picknick im Zug ist schliesslich Legende, und in der Regel sind die Kinder am letzten Tag vor dem Nachtessen wohlbehalten zurück am Familientisch.

Natürlich war klar, dass solche Änderungen Zeit brauchen würden. Erfreulicherweise kommt nun doch Bewegung in die Sache: Die Gemeinde Greifensee zum Beispiel senkt ihre Beiträge von 22 Franken auf maximal 16 Franken pro Tag. Das liegt zwar noch über der tatsächlichen Ersparnis der Eltern, ist aber deutlich näher an der Realität als bisher.

Wichtig ist mir das Signal: Kostenbeteiligungen sollen realistisch sein und die Familienbudgets nicht übermässig belasten. Schullager sind wichtig – sie stärken den Klassenzusammenhalt, verbessern die Beziehungen zwischen Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern und schaffen oftmals bleibende Erinnerungen. Gerade weil sie so wichtig sind, muss sichergestellt werden, dass sie nachhaltig und regelkonform finanziert werden – und nicht zu einer zusätzlichen Belastung der Familienbudgets führen.

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