Kolumne von Stefan Meierhans
Adieu Tarifdschungel, hallo Klarheit?

Das im Test befindliche ÖV-Tarif-System «MyRide» hat mit der Aufregung um das Halbtax erste Schlagzeilen gemacht. Aufmerksamkeit hat es verdient, denn es könnte ein grosser Wurf werden – für die Nutzerfreundlichkeit und bei den Kosten.
Publiziert: 27.10.2025 um 15:18 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/4
Alliance SwissPass testet derzeit ein neues ÖV-Tarifsystem. Das beliebte «Halbtax» soll damit ersetzt werden.
Foto: Webshot Myride.ch

Darum gehts

  • Neues ÖV-Tarifsystem geplant: einfach, fair und nachvollziehbar
  • Technischer Fortschritt ermöglicht Neugestaltung des komplexen öffentlichen Verkehrssystems
  • Digitaler Billettverkauf kostet im Rappenbereich, Schalterverkauf bis zu 6 Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
_WEB7055.jpg
Stefan MeierhansPreisüberwacher

Der öffentliche Verkehr im Land ist über viele Jahre gewachsen und komplexer geworden. Ihn zu nutzen, ist einfach – seine Preise zu verstehen dagegen, eine ganz andere Währung. Ich erhalte jedes Jahr Beschwerden von Menschen, die Preise oder Bussen zahlen müssen, die sie nicht nachvollziehen können. Auch mir ging es in manchen Fällen so.

Dank des technischen Fortschrittes können Dinge heute neu gedacht werden. Diesen Moment will und soll auch die ÖV-Branche nutzen: Nichts weniger als ein neues, einfaches, faires und nachvollziehbares Tarifsystem ist das Ziel. Wir würden davon auf verschiedenen Ebenen profitieren – beim Reisen selbst und durch sinkende Kosten.

Wo wären positive Veränderungen möglich? Nehmen wir zum Beispiel auf dem SwissPass hinterlegte Verbundabos: Heute werden sie nicht automatisch erkannt. Reist man ausserhalb der Abozonen, muss man mühsam rund um das Abo herum seine Billette kaufen. Eine andere leidige Sache betrifft die vergleichsweise günstigen Jahresabos. Viele Menschen wären eigentlich finanziell darauf angewiesen, müssen aber auf teure Monatsabos ausweichen, weil sie nicht in der Lage sind, im Voraus so viel zu bezahlen.

Auch bei den Kosten sehe ich Licht am Horizont, denn zum Beispiel dürften die Kosten für den Billettvertrieb deutlich sinken. Zum Sagen: Ein digital gekauftes Billett verursacht Kosten im Rappenbereich – ein am Schalter gekauftes hingegen kann mehr als 6 Franken kosten. Kann die Anzahl der Verkaufskanäle reduziert werden, führt das zu tieferen Kosten, was sich in tieferen Preisen oder zumindest im Verzicht auf weitere Erhöhungen zeigen sollte.

Gemäss Alliance SwissPass läuft derzeit die Testphase des neuen Systems noch (auf der Website von Alliance SwissPass kann man sich weiterhin anmelden). Die meisten Details sind noch offen, und klargestellt hat die Branche bisher nur, dass die Halbtax-Rabatte erhalten bleiben. Wenn es nach mir geht, sollte auch der Begriff «Halbtax» erhalten bleiben – denn das viel geliebte Abo ist eine Marke mit grosser positiver Strahlkraft.

Mein Team und ich beobachten die Entwicklungen aufmerksam. Wir sehen viele Chancen und hoffen, dass es gelingen wird, ein für die Kundschaft einfaches und nachvollziehbares System zu schaffen, das nicht mit zu vielen kantonalen Eigenheiten überfrachtet wird.

In Hinblick auf die Preise kann ich Ihnen versichern: Wir werden genau hinschauen, dass alle Preisänderungen erfolgsneutral bleiben. Im Klartext: Bei Tarifen, die uns zur Genehmigung vorgelegt werden müssen, gibt es für Mehreinnahmen infolge der Systemumstellung kein grünes Licht.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen