Kolumne «Gopfried Stutz»
Wo Frauen mehr, wo sie weniger Prämien zahlen

In der EU sind unterschiedliche Prämien für Mann und Frau seit 2013 nicht mehr erlaubt.
Publiziert: 09.06.2019 um 13:19 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:05 Uhr
Claude Chatelain, Wirtschaftsjournalist und Kolumnist SonntagsBlick.
Claude Chatelain

Sind wir uns denn auch alle bewusst, dass der 14. Juni 2019 ein ganz wichtiger Tag ist? Ich helfe dabei: Das ist der Welt-Gurken-Tag. Ein Plakat in Wien hat mich auf diesen Event aufmerksam gemacht. Und Google bestätigt mir, dass alle Jahre um diese Zeit die Salatgurke gewürdigt wird. Eine Gruppe britischer Gurkenzüchter hatte 2011 kurzerhand diesen Welt-Gurken-Tag eingeführt.

Ich gehe davon aus, dass hierzulande trotz grüner Welle und zunehmenden Hangs zum Veganismus kein Mensch eine Ode auf die Cucumis sativus der Kürbisfamilie anstimmen wird. Das beherrschende Thema ist der Frauenstreik. Nicht nur am 14. Juni, sondern schon Wochen und Monate zuvor.

Auch ich lasse die Gurke Gurke sein. Sie ist nicht mein Kerngeschäft. Schon eher verstehe ich mich auf risikogerechte Versicherungsprämien. Klingt im Vergleich zur Gartengurke etwas dröge, das sei zugegeben, geniesst aber angesichts des kommenden Frauenstreiktags immerhin eine gewisse Aktualität.

Man muss wissen, dass Frauen zum Teil höhere Versicherungsprämien zahlen allein deshalb, weil sie biologisch anders gestrickt sind als Männer.

Die Grüne Franziska Teuscher, heute Exekutivmitglied der Stadt Bern, hatte als Nationalrätin wiederholt für die freiwillige Krankenzusatzversicherungen geschlechtsneutrale Prämien verlangt. Sie fand im Parlament keine Mehrheit. 

Um die unterschiedlichen Prämien zu verstehen, muss man etwas zurückblenden. 1996 wurde in der Schweiz die Versicherungswirtschaft liberalisiert. Das führte dazu, dass die Versicherer mehr und mehr nach Risikogruppen kalkulierten. Raucher zahlen höhere Prämien für die Todesfallversicherung als Nichtraucher; Künstler zahlen für die Erwerbsunfähigkeitsversicherung mehr als Notare; Männer zahlen für die Autoversicherung höhere Prämien als Frauen; den Schreiner kommt die Feuerversicherung teurer zu stehen als den Immobilienmakler. Und bei der Rentenversicherung zahlen Frauen für eine garantierte Rente wegen ihrer höheren Lebenserwartung deutlich höhere Prämien als Männer.

Man könnte einwenden, Raucher, Künstler und Schreiner werde man freiwillig; das Geschlecht hingegen könne man nicht wählen. Also gehörten geschlechtsspezifische Tarife verboten. So abwegig ist das nicht: In der EU zum Beispiel sind unterschiedliche Prämien für Mann und Frau seit 2013 nicht mehr erlaubt. 

Sollte der Moment kommen, in dem die EU uns auch in diesem Bereich Vorschriften macht, müssten dann Frauen für Todesfall- und Autoversicherungen mehr bezahlen als bisher.

Gleich hohe Prämien zahlen Mann und Frau in der obligatorischen Krankengrundversicherung, obschon Frauen insgesamt höhere Kosten verursachen. Im Schnitt nämlich 897 Franken pro Monat. Männer dagegen verursachen monatliche Kosten von durchschnittlich 704 Franken. Man nennt das Solidarität.

Das läuft am 14. Juni – und schon jetzt

Der Frauenstreik-Tag beginnt ganz laut: In der ganzen Schweiz werden Frauen* am 14. Juni um 00.01 Uhr den Frauenstreiktag mit Pfannenkonzerten einläuten.

Um 11.00 Uhr beginnt dann die grosse Streikpause. Es werden Manifeste und Forderungen verlesen: Am Arbeitsplatz, im Quartiertreff und auf öffentlichen Plätzen, wie es auf der Homepage der Organisatorinnen des Frauenstreiks heisst. In der Mittagspause werden dann Picknicks und andere Streikessen organisiert.

Um 15.24 Uhr sollen Frauen*, die können und nicht schon den ganzen Tag gestreikt haben, spätestens ihre Arbeit niederlegen, so die Forderung des Komitees an die Frauen. Die Uhrzeit sei der symbolische Zeitpunkt, sie repräsentiere den Lohnunterschied zu Männern. «Von nun an sind wir nicht mehr bezahlt, also arbeiten wir auch nicht mehr.»

In jedem Kanton wurden eigene Frauenstreik-Kollektive gegründet, welche derzeit mit Hochdruck Aktionen und Veranstaltungen planen. In Zürich etwa findet um 17 Uhr der Höhepunkt statt: Die Demonstration durch die Stadt. Sie ist bewilligt und endet auf dem Helvetiaplatz, wo Reden, Konzerte, Aktionen stattfinden. In Bern wird der Bundesplatz das Epizentrum der Proteste sein.

Doch nicht nur am 14. Juni – bereits vorher finden in den Gemeinden und Städten diverse Veranstaltungen statt, welche die fehlende Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau thematisieren. Im Wallis etwa findet schon seit letztem Dezember jeden zweiten Montag eine Diskussionsrunde statt.

Eine Übersicht über die Veranstaltungen in den Kantonen finden Interessierte hier: https://frauenstreik2019.ch/de/startseite-2/kollektive/

Der Frauenstreik-Tag beginnt ganz laut: In der ganzen Schweiz werden Frauen* am 14. Juni um 00.01 Uhr den Frauenstreiktag mit Pfannenkonzerten einläuten.

Um 11.00 Uhr beginnt dann die grosse Streikpause. Es werden Manifeste und Forderungen verlesen: Am Arbeitsplatz, im Quartiertreff und auf öffentlichen Plätzen, wie es auf der Homepage der Organisatorinnen des Frauenstreiks heisst. In der Mittagspause werden dann Picknicks und andere Streikessen organisiert.

Um 15.24 Uhr sollen Frauen*, die können und nicht schon den ganzen Tag gestreikt haben, spätestens ihre Arbeit niederlegen, so die Forderung des Komitees an die Frauen. Die Uhrzeit sei der symbolische Zeitpunkt, sie repräsentiere den Lohnunterschied zu Männern. «Von nun an sind wir nicht mehr bezahlt, also arbeiten wir auch nicht mehr.»

In jedem Kanton wurden eigene Frauenstreik-Kollektive gegründet, welche derzeit mit Hochdruck Aktionen und Veranstaltungen planen. In Zürich etwa findet um 17 Uhr der Höhepunkt statt: Die Demonstration durch die Stadt. Sie ist bewilligt und endet auf dem Helvetiaplatz, wo Reden, Konzerte, Aktionen stattfinden. In Bern wird der Bundesplatz das Epizentrum der Proteste sein.

Doch nicht nur am 14. Juni – bereits vorher finden in den Gemeinden und Städten diverse Veranstaltungen statt, welche die fehlende Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau thematisieren. Im Wallis etwa findet schon seit letztem Dezember jeden zweiten Montag eine Diskussionsrunde statt.

Eine Übersicht über die Veranstaltungen in den Kantonen finden Interessierte hier: https://frauenstreik2019.ch/de/startseite-2/kollektive/

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