Wir werden 2020 über den Kredit von sechs Milliarden Franken für 30 Kampfjets abstimmen. Macht 200 Millionen pro Jet.
Im Rennen sind vier Anbieter. Alle haben in Bern eine Geschäftsstelle installiert und Lobbyisten engagiert. Kampfflieger für sechs Milliarden verkauft man schliesslich nicht jeden Tag.
Der schwedische Gripen, der 2014 bei der Abstimmung durchfiel, ist ausgeschieden. Er ist auch jetzt noch nicht einsatzfähig.
Öffentlich vorgestellt hat sich einzig die US-Firma Lockheed Martin. Im Angebot hat sie den F-35. Davon seien 2000 verkauft. Der F-35 wird als besonderer sicherer Jet gehandelt. Auf 175'000 Flugstunden sei erst ein Unfall passiert. Statistisch komme ein Absturz auf 100'000 Flugstunden.
Der verrückte Preis der «Helvetisierung»
Der Geschäftsführer für Lockheed Martin in der Schweiz, Mike Kelley, hat informiert: «2020 wird ein Jet rund 80 Millionen US-Dollar kosten. Er kostet für alle Kunden gleich viel.» Für besondere Zusatzleistungen und Kompensationsgeschäfte, sagte er im BLICK, «wird der Endpreis für die Schweiz höher sein».
Sonderwünsche haben bei der Armee Tradition. Was ab Stange gekauft wird, unterliegt einem Prozess, der sich «Helvetisierung» nennt. Unsere Perfektionisten verbessern jedes Gerät. Scheints. Andere lästern: verschlimmbessern. Teuer war diese Helvetisierung allemal.
Aber ein Aufschlag von 80 Millionen US-Dollar auf 200 Millionen Franken ist ja mehr als das Doppelte. Ich habe bei der Armee Unglaubliches erlebt. Aber so etwas noch nie. Ein solcher Preisaufschlag sprengt jeden Rahmen. Ich muss ja nicht davon ausgehen, Kelley habe mit seinem Stückpreis von 80 Millionen geflunkert.
Lieber Geld fürs Näherliegende
Mich beschäftigt etwas anderes. Die kantonale Konferenz der Polizeidirektoren beklagt seit langem, ihnen fehlten im Etat 6000 Polizisten.
Ich überlege mir, was realistischer sei: Ein Angriff durch einen anderen Staat oder tägliche Gewalt und globaler Terror, vor dem wir nicht automatisch verschont bleiben. Ich entscheide mich für das Näherliegende.
Bei dieser Fragestellung ist mir der Spatz in der Hand lieber. Wenn ich schon Prioritäten setzen muss, wähle ich meine nächste Umgebung. Zuerst kommen Polizisten, bevor wir Milliardenjets anschaffen.
Helmut Hubacher (93) war von 1975 bis 1990 Präsident der SP Schweiz. Er schreibt jeden zweiten Mittwoch im BLICK.