Kolumne «Alles wird gut»
Was Sie jetzt endlich alles tun können

«Bleiben Sie zu Hause!» Die ganze Schweiz ist dringend angehalten, den Rat zu befolgen. Aber was tun zu Hause an diesen langen Tagen? Ein paar Vorschläge.
Publiziert: 22.03.2020 um 23:10 Uhr
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Aktualisiert: 23.03.2020 um 15:31 Uhr
Ursula von Arx, Autorin.
Foto: Thomas Buchwalder
Ursula von Arx

Der erzwungene Rückzug in die eigenen vier Wände wird zu zwei Explosionen führen, sagt eine Freundin: zu einer Explosion der Geburtenrate in neun Monaten und zu einer Explosion der Scheidungsrate.

Sollten Sie das eine (Sex) oder das andere (Streit) vermeiden wollen, dann bitte! Hier ein paar Ideen, wie Sie die Corona-Tage zu Hause nutzen können:

  • Sie lernen das Gedicht «Gefunden» von Johann Wolfgang von Goethe auswendig. Es führt sie nach draussen, in den Wald.

  • Sie kontaktieren einen Schulkameraden aus der Primarschule und stellen ihm folgende Frage: «Warum trugst du eigentlich immer rote Socken?» (Dabei ist es egal, ob der Schulkamerad tatsächlich immer rote Socken trug oder nicht. Die Frage dient der Kontaktaufnahme.)

  • Sie stellen sich einen schäbig gekleideten Eritreer vor, der heftig an seinen Nägeln kaut. Er hält sich die Hand vor die Lippen wie ein Stück Brot. Obwohl Ihnen der Anblick unangenehm ist, betrachten Sie ihn als Mitmenschen, Ihnen gleich. Sie erproben die Macht Ihrer Fantasie, die Sie in alle Randregionen der Welt tragen kann und vor inhumaner Hornhäutigkeit schützt. Lebhaft sehen Sie die Grausamkeiten und Gefahren und Leichen vor sich, denen der junge Mann ausgesetzt gewesen sein muss, und Sie stellen sich vor, wie er jetzt vor der stinkenden, verstopften Latrine Schlange steht, die er im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos mit 167 anderen Geflohenen teilt.

Die Vorstellung lenkt Sie ab von Corona.

Nicht lange.

Corona ist auch auf Lesbos angekommen.

  • Sie spenden den Ärzten ohne Grenzen eine Summe so hoch, dass sie Sie schmerzt. Ihr Triumph über Ihre Engherzigkeit hebt Ihre Moral an.

  • Sie vermeiden Langeweile, indem Sie sich Ihr Traumhaus bauen, aus Karton und Zeitungspapier. Zur Vollendung benutzen Sie abgerissene Äste.

  • Sie lernen von Italien und fragen Ihre Nachbarin, ob Sie für sie ein Lied singen dürfen.

  • Sie nehmen das Angebot Ihrer anderen Nachbarin an, die Sie fragt, ob sie für Sie ein Lied singen dürfe.

  • Sie entdecken Ihr inneres Gleichgewicht, indem Sie sich auf ein Bein stellen und bis 50 zählen. Dann wechseln Sie das Bein und zählen ebenfalls bis 50.

  • Sie winken einem Fremden zu, von Ihrem Fenster aus. Sie lächeln. Der Fremde lächelt zurück.

Alles wird gut.

Ursula von Arx denkt an enge Wohnungen mit kleinen Kindern. Und findet es schwierig, da tagelang zu verweilen, ohne durchzudrehen. Da hilft wahrscheinlich nicht einmal ein Gedicht. Sie schreibt jeden zweiten Montag im BLICK.

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