Es gibt Dinge, mit denen kann man sich nicht aufspielen, ohne sie zu verspielen. Keiner kann sich seiner Natürlichkeit rühmen und dabei natürlich bleiben. Wer grossmäulig für das gute Leben eintritt – für Vegetarismus, Veganismus, lokale Vermicelles-Würmchen, erdbeerenfreie Winter, vegane Wintermäntel aus Windisch, Ferien ohne Fernreisen und für Fridays for Future und gegen Black Fridays –, der macht das einfache Leben nicht einfach, sondern kompliziert.
Zwar bleiben die einfachen Dinge einfach. Es ist ja nicht übermässig aufwendig, Äpfel frisch auf dem regionalen Markt zu kaufen und nicht püriert aus einer Aluminiumbüchse zu löffeln. Kein hohes Hindernis hätte Sie daran gehindert, letzten Freitag genügsam zu Hause zu bleiben und an einem Schafwollpullover zu stricken. Aber wenn es darum geht, diese einfachen Dinge überzeugend zu verteidigen, wird es unnötig anspruchsvoll.
Die ganze Welt steht gegen einen. Trump, Xi Jinping, Putin, die Auto-, Gas-, Diesel- und Kohleindustrie, die Landwirtschafts- und Schlachtindustrie, H&M, die GLP, die FDP, die SVP, die eigene Bequemlichkeit und die anderer, die eigenen Privilegien und die anderer.
Alle warnen. Und diejenigen, die bisher kein Herz für ökonomisch Schlechtgestellte hatten, machen neu Politik mit ihrem eigentlich immer noch nicht vorhandenen Herzen für ökonomisch Schlechtgestellte und verweisen auf die Gilets jaunes in Frankreich.
Dank Vorschriften muss man kein besserer Mensch sein
Und doch ist die einzige Schlichtheit, die es zu verteidigen gilt, die Schlichtheit des Herzens, tätig zu sein und dabei ganz entspannt. Zu geniessen, ohne den Genuss als materialistisch oder egoistisch zu verurteilen. Es macht Spass, einen lokalen Apfel zu essen. Es macht weniger Spass, aus Prinzip einen lokalen Apfel zu essen.
Zum Glück gibt es ein wirkungsvolles Gegenmittel gegen prüde Prinzipienreiterei und Klimajugenddruck. Schon Goethe kannte es: «Das Gesetz nur kann uns Freiheit geben.» Das Glück liegt in demokratisch abgestützten, sinnvollen Verhaltensregeln.
Dank staatlicher Vorschriften müssen Sie heute kein besserer Mensch mehr sein, um Katalysatoren, Partikelfilter oder Kläranlagen zu verwenden. Sie tun es, weil es verboten wäre, es nicht zu tun. So einfach. Alles wird gut.
Ursula von Arx hält die Feinde des Klimaschutzes für Feinde der Freiheit. Weil die Freiheit des Einzelnen da aufhört, wo die der anderen anfängt. Von Arx schreibt jeden zweiten Montag im BLICK.