Heroische Posen werden von Ihnen eher belächelt denn eingenommen. Wenn Sie die Faust ballen, dann nicht, um zuzuschlagen, sondern, um sie, dieses Wunderwerk einer Hand, zu bestaunen. Sie weinen keine Testosterontränen, weil Sie in Ihrem Arbeitsalltag kein überzeugendes Äquivalent zur Grosswildjagd finden können und noch nie einen Büffel mit Ihren blossen Zähnen kastriert haben.
Die bessere Welt, für die die Frauen letzte Woche streikten, ist auch Ihre Welt. Auch Sie haben einen empfindsamen Sinn für die Unterdrückten, Bedrückten und ebenso für die Schönheit dieser Welt und kein Problem, dies auch zu zeigen.
Keine Angst, kein Sexismus
Im täglichen Statuskampf siegt in Ihrem Fall nicht – wie so oft – das Showgeschäft. Sie plustern sich nicht auf mit übertrieben schnellen Autos. Sie würden sich auch nie gefahrlos damit brüsten, das Recht auf Meinungsfreiheit bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen. Sie würden es einfach tun. Wenn nötig.
Ihre Stärke steigt nicht mit der Abwertung der anderen. Weder betrachten Sie Ihre Gefühle als Karrierehindernis, noch müssen Sie Frauen, Fremde, Fauna, Flora unterwerfen, um sich zu behaupten. Sie werden weder von Angst geritten («Die schnappt mir noch die Stelle weg») noch von Neid («Unmöglich, dass die besser abgeschnitten hat als ich»). Ihr Denken ist frei von Sexismus («Frauen können nicht so klar denken wie Männer») und Misogynie («Die verdammten Weiber sollen uns vom Leib bleiben»). Sie sind frei. Echt frei.
Echt starke Typen
Sie sind zur Liebe fähig. Sie beherzigen, dass Sie Ihre Nächste so lieben sollen wie sich selbst: Sie haben die Studien ja alle gelesen, die belegen, dass gleichberechtigtere Gesellschaften glücklicher sind, gesünder – und dass sie schöner schlafen. Mann wie Frau. Der Mann bricht nicht mehr zusammen unter der Last des Alleinernährertums, und die Frau kann das Baby, das sich von ihr nicht in den Schlaf singen lässt, einer tieferen Stimme übergeben.
Deswegen: Lohn. Zeit. Respekt. Gleich viel für alle. Letzten Freitag gingen die Frauen auf die Strasse. Jetzt sind die Männer dran. Die Männer von heute. Sie verweigern angestammte, angestaubte, kleinliche Rollen. Sie brechen aus. Sie sind kein Klischee. Sie sind grösser. Sie sind stärker. Sie sind echt. Streiken Sie. Alles wird gut.
Ursula von Arx ging als Frau streiken und würde auch als Mann streiken gehen. Sie schreibt jeden zweiten Montag im BLICK.