Täglich putzen Sie den Dreck Ihrer Liebsten weg. Sie bemalen Ostereier, blochen Böden, pudern Babypos. Wird eine Begleitung für den Schulausflug gesucht? Auf Sie kann man zählen. Haben Sie je die vom Badezimmerboden aufgehobenen Badetücher gezählt? Oder die Kindertränen, die Sie weggetröstet haben? Und was ist mit den redseligen Einsamen, denen Sie Ihr Ohr geliehen, den hinfälligen Verwandten, deren Einkäufe Sie getätigt, den verreisten Nachbarn, deren Katze Sie gefüttert haben? Sie haben Zeit und nehmen sich Zeit – für andere.
Während um Sie herum alle hetzen, strampeln, buckeln, während die andern sich selbst optimieren und ihre Karrieren optimieren und dabei offenbar unfassbar viel produzieren – bleiben Sie cool. Sie machen nicht mit. Sie nehmen nicht teil am Rattenrennen. Sie sind ein Leuchtturm der Ruhe, der Menschlichkeit und des Widerstands gegen die Zeichen und Zwänge unserer marktförmigen Zeit.
Rechtfertigungsdruck auf alle Seiten
Aber dafür erfahren Sie kaum Wertschätzung. Sie werden nicht als Ikone der Rebellion bewundert. Im Gegenteil: Sie müssen sich rechtfertigen für Ihr Tun, das die Ausgaben für Ihre Ausbildung nicht amortisiere. Allerdings müssten Sie sich auch rechtfertigen, wenn Sie fern von Haus und Kind an Ihrer Karriere feilten.
Ihre Arbeit wird als anstrengend, unsichtbar, eintönig angesehen – und als «weiblich». Deren tiefer Status schreckt Männer ab, sie scheinen eine Art Entmännlichung zu befürchten. So reagieren manche, etwa der Journalist Moritz von Uslar, «wahnsinnig aggressiv», wenn sie Männer sehen, «die ihr Baby an ihre Brust geschnürt haben».
Männer ohne schlechtes Gewissen
Ein vom Staat bezahlter Monatslohn von rund 7000 Franken für Arbeit im Haushalt soll da für Aufwertung sorgen, das fordert jetzt ein feministisches Netzwerk aus Bern. Denn zwei Drittel der unbezahlten Arbeit wird von Frauen verrichtet.
Den Frauen 7000 Franken, den Männern die Macht. Ein Deal. Und weiterhin würden die Männer sich beim Haushalten rar machen, nur neu ohne schlechtes Gewissen. Weiterhin würden sie ihren Statusverlustängsten nachgeben und sich voll zurück ins berufliche Hamsterrad werfen und erst innehalten, wenn es zu spät ist.
Wenn aus den quengelnden Babys eigenwillige Teenies geworden sind und sie kaum mitbekommen haben, wie. Alles werde gut.
Ursula von Arx findet Putzen anstrengend. «Aber lieber putzen als joggen», sagt sie sich. Sie schreibt normalerweise jeden zweiten Montag im Blick.