Kolumne «Alles wird gut»
365 Tage Ferien

Immer arbeiten, immer diese Routine! Das schlägt aufs Gemüt, besonders im tristen November. Aber es muss nicht sein. Unsere Kolumnistin hat ein paar Tipps, wie das Leben ein bisschen leichtfüssiger daherkommen könnte.
Publiziert: 03.11.2019 um 23:11 Uhr
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Ursula von Arx, Autorin.
Foto: Thomas Buchwalder
Ursula von Arx

Die Luft ist kühl, und es dunkelt früher, immer früher. Grau tropft der Himmel. Der Alltag hat uns fest im Griff, am Morgen und am Abend, durch den Tag und in den Träumen ächzen und trippeln und trappeln wir unter seinem Kommando, das härter, widerständiger, wetterfester ist als jede Armee. Erst Arbeit macht aus Affen Menschen – das machten uns die grossen Ideologien Protestantismus, Kommunismus, Kapitalismus immer schon weis. Ein menschliches Antlitz hat nur, wer schuftet. So werden wir geschmiert, so schmieren wir uns selbst zu tüchtig geläufigen Rädchen im grossen Uhrwerk.

Das muss nicht sein. Jeder Tag ist ein guter Tag, um blöde Routinen zu verspotten und ein leichtfüssigerer Mensch zu werden. Fangen wir an. Machen wir Ferien. Ziehen wir den Geist des Feriensommers in unseren herbstigen Alltag herüber.

So entspannend, so frei

Denn auch zu Hause können wir uns fühlen wie ein Tourist in einem fernen, fremden Land. Auch vor Ihrer Haustür finden Sie Sehenswürdigkeiten. Vielleicht entdecken Sie ein Clownmuseum? Oder Sie besuchen eine Bar, in der Sie einen sauren Wein für einen gepfefferten Preis trinken; aber nein, Sie ärgern sich jetzt nicht, denn fremde Länder, fremde Sitten. Sie nippen an Ihrem Glas und betrachten die hereinkommende Frau, die durchsichtig wirkt wie ein Seepferdchen und sich bewegt wie eine Katze, so lässig und biegsam schlendert sie an den nächstgelegenen Tisch, ein Luxusgeschöpf, denken Sie, und nichts weiter.

Ihr Handy ruft. Sie ignorieren es. Ganz wie an den Stränden der Bretagne. Wo der Wind über Ihre Haare fuhr und Sie sich von keinem Klingelton gängeln liessen. Ist das schön. So entspannend. So frei.

Kleine Veränderungen, grosse Wirkung

Weniger fernsehen, das ist Ihr November-Vorsatz. In den Ferien kamen Sie auch ohne aus. Was über den Bildschirm flirrt, lässt Ihr Herz müde. Sie wollen das wirkliche Leben, nicht seine Simulation.

Sie setzen auf kleine Veränderungen mit grosser Wirkung. Bevor Sie Ihren Arbeitsort betreten, halten Sie inne, atmen ein, aus, schauen nach oben, betrachten den Himmel, atmen ein, aus, dann erst, erst dann gehen Sie rein.

Oder aber Sie erkennen: Selbst Ferien sind ideologiegetränkt, denn nur wer arbeitet, hat Anspruch darauf. Und so bleiben Sie ganz konsequent – im Bett. Alles wird gut.

Ursula von Arx ist immer für Konsequenz – theoretisch. Sie schreibt jeden zweiten Montag im BLICK.

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