Eigentlich wollte ich «I-ha-ka-Luscht-Teil 2» schreiben. Oder eben nicht schreiben. Aber ich werde ja dafür bezahlt – und ich mach es auch ganz gerne. Wenn ich denn was zu sagen hab. Wenn ich denn was beobachtet hab. Letzte Woche traf nichts davon zu. Sorry dafür. Das Gute: Ob es das schlechte Gewissen war oder der freie Kopf – kurz darauf konnte ich wieder beobachten, Hirnsynapsen verbanden sich, Meinungen bildeten sich. I am back in the game. Das Wetter spielte da natürlich auch mit – schliesslich war es nicht mehr so heiss. Es gewitterte, was das Zeug hielt, und es regnete Katzen und Hunde.
Während eines solchen morgendlichen Regengusses wurde ich an meiner Tramhaltestelle wieder einmal Zeugin von – ja wie nennt man das denn? Ich frage einen meiner liebsten Menschen, ob er einen Begriff für so eine Situation hat. Er sagt ganz nüchtern: «Alltag?» Ja, Alltag. Aber nerviger Alltag. Vermeidbarer Alltag. Ich meine, Paare in Stresssituationen, für die keiner etwas dafür kann, die auch gar nicht schlimm sind, geschweige denn vorhersehbar – und dann gibt es eine Riesen-Diskussion oder sogar horrenden Streit oder sogar «Ich will dich an die Wand klatschen»-Gedanken. Wegen nichts. Eigentlich.
An diesem Regenmorgen also kommt ein Vater mit Zwillingen um die Ecke. Der Kinderwagen hat einen professionellen Regenschutz. Mit einem Reissverschluss spannt die durchsichtige Plane richtig straff über den Kindern. Sie sitzen in einer sicheren Höhle mit Aussicht. Der Mann wechselt die Strassenseite und schüttelt stetig den Kopf. Die Mutter trottet in einem sonnenblumengelben Pullover patschnass hinterher. Sie mault vor sich hin und macht ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. Dann ruft der Mann zu ihr rüber: «Ich hab dir doch gesagt, dass es regnet.»
Ein weiterer vorhersehbarer Streitmoment mit dem Partner: den richtigen Weg finden in einer Stadt. «Rechts!» Und dann kleinlaut: «Oh, nein, es wär erst die Nächste gewesen!» Schon fallen Sätze wie: «Ja, du warst ja zu geizig fürs Extra-Navi!» Wir sollten in diesen Situationen öfters Ruhe bewahren, denn für das Strassenchaos in Mailand oder den Regen kann der Partner nun wirklich nichts dafür.