Fix zur Gesellschaft

Welches Tier ich gerne töte

Falls Sie nach diesem Titel überhaupt weiterlesen und nicht weiterblättern und mich hundserbärmlich schimpfen, muss ich klarstellen: Ich liebe Tiere. Sehr. Manchmal sogar mehr als Menschen. Ich esse auch keine Tiere. Wegen dieser Liebe. Aber das ist jetzt nicht das Thema. Sie haben es gelesen, es geht ums Töten. Ich mache bei einem Tier eine Ausnahme.

Mücken bringe ich um. Dazu stehe ich. Mit einer Kombination aus Hass und Genugtuung klatsche ich ihnen ein Buch, ein Heft oder einen Schuh auf ihren Minikörper. Wenn sich die Wand rot färbt, ­fluche ich laut, weil die Olle mich erwischt hat; gleichzeitig ist es ein Triumph, sie tot zu sehen. Ich habe kein Erbarmen. Wenn sie mich nachts wach halten, während sie um mein Ohr fliegen, sehe ich rot. Mücken sind auch der einzige Grund, weshalb es okay ist, wenn der Sommer bald vorbei ist. Jetzt muss ich aber gestehen: Es gibt noch ein weiteres Tier, das ich töte. Und ich mache mir Sorgen. Sorgen, weil mir ­dessen Massenertrinken es birebitzeli Spass macht. Ich sollte es jetzt endlich sagen: Ich töte Frucht­fliegen. Und zwar grausam. Aber he, sie sind imfall auch ­grausam. Gibt man bei Google «Fruchtfliegen» ein, geht es in den ersten Beiträgen um das Bekämpfen und Los­werden. Also sind sie vielen lästig, imfall.

Dass sie überall sind, ist gar nicht das Schlimmste. Das Schlimmste ist, wenn sie in mein Weinglas fliegen und im kühlen Traubensaft baden. Dann ist fertig lustig, ich muss den guten Tropfen ausschütten, weil der Wein nicht mehr schmeckt. Falls Sie denken, ich ­erzähle Mist: Es stimmt imfall! Schwedische Wissenschaftler haben bewiesen, dass Fruchtfliegen ­innerhalb von Sekunden den Geschmack des Weins verändern. Unvorteilhaft! Also nur weibliche Tiere tun das. Und das liegt an ihren Hormonen.

Deshalb das beste Rezept: Man nehme ein Glas, gebe Essig und Spülmittel rein. Dann heisst es: abwarten. Die Viecher versammeln sich erst am Glasrand, fallen dann rein und verenden. Wie lange die da rumzappeln und kämpfen, weiss ich nicht. Abends, wenn ich ins Glas schaue – jesses, das ist ­vielleicht ein Massaker. Friedhof im Glas sozusagen. ­Hoffentlich kommen jetzt nicht die Tierschützer.