Fix zur Gesellschaft
Wäääääääääääääxing

Haare sind für Frauen ein Stressthema. Besser gesagt: ihre Entfernung. Besonders im Intimbereich. Ein paar Gedanken aus dem Waxing-Studio.
Publiziert: 15.06.2019 um 14:50 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2019 um 20:19 Uhr
Alexandra Fitz ist stellvertretende Leiterin beim SonntagsBlick Magazin.
Foto: Thomas Meier
Alexandra Fitz

Ich sitze im Waxing-Studio. Jetzt. Also während ich diese Zeilen schreibe. Und weil ich etwa eine Stunde warten muss – wie das bei sogenannten «Walk-in-­Studios» der Fall ist –, will ich meine Zeit nutzen. Ich könnte Salzstängel essen (die anderen Frauen sind aber alle so verdammt schlank), Prosecco trinken (es ist 16 Uhr), «Brigitte» lesen (die kenn ich schon), über mein Leben nachdenken (zu anstrengend), die zwölf anderen Frauen analysieren (hab ich schon) oder eben am Handy rumdrücken und schreiben, was mir gerade durch den Kopf geht: Wer lässt sich schon bei 30 Grad die Haare ausreissen?

Aber jetzt ist eben wieder die Zeit, in der die Haare wegmüssen. Von Bein, von Scham – am besten von überall. Müssen sie? Das frage ich mich, seit ich ein Teenager bin. Rasieren, Enthaarungscreme, heisse Zuckerpaste, lasern oder spriessen lassen – alles schon durch. Damit es hier ein für alle Mal gesagt ist: Haare sind für Frauen ein absoluter Stress. Besser ­gesagt: deren Beseitigung. Stoppeln an den Beinen? ­Gehört sich nicht. Haare im Intimbereich? Bitte nicht. Dabei ist längst nicht mehr klar, wer die Glattheit ­genau erwartet. Die Männer? Die Frauen von sich selbst?

Das Rasieren im Intimbereich (und nicht bloss so biz rundherum stutzen, wie Männer es tun) ist ­im Fall lästig. Das Nachwachsen der Haare juckt, die Wurzeln entzünden sich, und vor allem hält es nicht lange an. Man muss also ständig Hand anlegen. Oft greift frau dann zum Zuckerwachs beziehungsweise andere Frauen tun das für sie. Denn im Alleingang ­endet das mit blauen Flecken.

Der beliebteste Schnitt ist das sogenannte «Brazilian» – also alles komplett weg. Schon bevor frau einem die heisse Masse auf die Schamlippen streicht, fragt man sich einmal mehr: Warum? Man spreizt vor einer fremden Frau die Beine, verkrampft sich, sieht zu, wie die heisse Masse von der Haut gerissen wird und diese sich ­rötet, verflucht erst sich selbst, dann die Männer und am Ende die gesamte Menschheit. Klar, die eliminierten Härchen auf dem Streifen sind ein Erfolg. Check! Aber der Druck der Körperhaarentfernung ist ge­sellschaftlich gemacht, und man fragt sich ­immer wieder: Warum zum Teufel tue ich mir das an?

Mein Name wird aufgerufen. Ich bin dran. 

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