Fix zur Gesellschaft
Ich hatte meinen ersten One-Night-Paint

Unsere Autorin wollte mal wieder was Neues ausprobieren. Ihr erstes Mal im Malkurs. Ganz alleine. Unter lauter Deutschen.
Publiziert: 20.01.2019 um 10:46 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2022 um 11:07 Uhr
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Alexandra FitzCo-Ressortleiterin Gesellschaft
Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin
Foto: Thomas Meier

Midlife-Crisis oder Trennung. Ansonsten macht man das nicht. Beides trifft nicht zu. Ich klickte «ArtNight» einfach auf Facebook an. Das ist ein Abend in einem Restaurant, an dem irgendwelche Menschen unter Anleitung irgendeiner Künstlerin versuchen ein berühmtes Werk nachzumalen. Betonung auf versuchen. Schwups, war ich angemeldet.

Eigentlich hatte ich absolut keine Zeit, Lust auch nicht wirklich. Aber ich wollte wieder mal was probieren und mir beweisen, dass ich mich für so einen Gschpürschmi-Abend alleine anmelden kann. Und das Werk war okay: «Washing Zebra Stripes» von Streetart Künstler Banksy. Mittwochabend, in einem Hipster-Stadtteil Zürichs: Ein Teil der Beiz ist ein improvisiertes Atelier. Die Tische mit Plastik abgedeckt, Mini-Staffeleien, Pinsel und Farben, das Kunstwerk (nicht original, das ist glaub in Timbuktu an einer Wand – er macht ja Schablonengraffiti, aber was solls) und die Künstlerin Daria. So hübsch, dass man kaum die Augen von ihr abwenden will.

«Ist das dein erstes Mal?», fragt der Herr mit Hornbrille, das Damen-Duo bestellt Prosecco, die letzte Künstlerin kommt zur Sicherheit schon im Pulli mit Zebramuster. Die schöne Daria malte schon als Dreijährige, studierte dann doch Wirtschaft, brach dann doch ab und verdient ihr Geld nun doch als Künstlerin. Geduldig erklärt sie den ersten Schritt: Die Skizze hinters Bild klemmen, mit Handytaschenlampe ausleuchten und mit Bleistift nachzeichnen. Also Abpausen! Da fragt schon die erste Deutsche: «Kann ich es auch selber malen ohne die Skizze?» Da scherzt eine Schwäbin: «Ha, ha, ha, wir sollten eher den Dialekt lernen, statt abends malen zu gehen!» Die Beraterin aus Düsseldorf hat das «Girl with Balloon» von Banksy als Handy-Hintergrund. Als sie den Schwanz des Zebras verhaut, wird sie stiller. Der Hornbrillenträger aus Hamburg hat immer zu wenig Farbe und lobt stets das Prosecco-Mädel aus Dresden für ihre «genaue Pinselführung». Zwei Stunden konzentriert an etwas arbeiten, auch wenn man keine Ahnung davon hat, ist eine interessante Erfahrung. Am Ende güxelt man auf die Leinwände der anderen, das frustriert. Danach läuft man mit dem Bild nach Hause, denkt an Daria und tadelt sich selbst als Fälscher, während die Deutschen noch zum Nachbesprechen bleiben.

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