Fix zur Gesellschaft
Hilfe, ich habe das Internet gelöscht!

Digital Migrants stellen sich manchmal ganz schön witzig an, wenn es um Technik geht. Und die Jüngeren verzweifeln ganz schön. Autorin Alexandra Fitz wurde gerade wieder daran erinnert, dass man ihr auch ganz schön viel beibringen musste.
Publiziert: 14.04.2019 um 13:54 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2022 um 11:10 Uhr
Alexandra Fitz, stellvertretende Leiterin SonntagsBlick Magazin.
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Alexandra FitzCo-Ressortleiterin Gesellschaft

«Ältere Leute und Technik, das ist immer lustig», sagt der Chef. Zu Recht. Das Netz ist voll von amüsanten Beispielen. Da wird das iPad als Schneidebrett für Zwiebeln verwendet oder am Bildschirm ein Wort mit Tipp-Ex ausgebessert. Zieht man sich die spassigen Zwischenfälle auf Youtube rein, hofft man, dass die Betroffenen sie gar nicht erst finden.

«Betreutes Klicken»

Jeder kennt die Situation, in der er älteren Familienmitgliedern das Bedienen eines Computers, des Smartphones oder Onlinebankings erklärt. Das führt meist zu angespannten Situationen. Es ist nun mal hart, wenn man einem sogenannten Digital Migrant am PC etwas erklären möchte und diese Person auf dem Notizblock mitschreibt: «Mit der Maus hinauffahren und Doppelklick auf Symbol xy.» IT-Dienstleister Philipp Spielbusch nennt das in seinem Buch ganz hübsch «Betreutes Klicken». Und dieses Klicken erfordert Mut. Silver Surfers denken stets, sie würden etwas kaputt machen. Ganz fatal: Sie haben Angst, das Internet zu löschen. Man lacht – und hasst sich gleichzeitig, weil man lacht.

Ältere Menschen schreiben auch keine SMS-Nachrichten, sie «machen» sie. Und natürlich schmunzelt man, wenn die Mutter eines Freundes, statt eines Teils ihrer Whatsapp-Nachricht zu löschen, in derselben Message hintendran alles neu schreibt. Haben sie dann aber mal verstanden, wie das mit dem Bilderschicken geht, leiten sie auch jeden Schmalzspruch und jedes Löwenzahnbild an alle Kontakte weiter. Für die Alten fungiert das Handy auch als Festnetz zum Mitnehmen. Sie stellen es so laut ein, als ob sie die Einzigen sind, die angerufen werden. Und diese penetranten, surrenden Klingeltöne. An ihnen lässt sich das Alter des Besitzers ableiten. À la «Lass dein Handy klingeln, und ich sag dir, wer du bist».

Früher zeigten sie uns die Dinge

Letztens liess ich für meine Mutter, die zu Besuch kam, den Fernseher an. Denn: Ich erklärte das Anschalten schon mit Post-its, Whatsapp und Anrufen. Zugegeben: Es ist fürchterlich kompliziert. Später lachten wir gemeinsam über den angelassenen TV in der Wohnung. Ich verdrehte leicht die Augen ob der Technikresistenz meiner Mutter. Die sagte zu Recht: «Was meinst du, musste ich dir früher alles beibringen?» 

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