Fix zur Gesellschaft
Greta wird Kindergärtnerin

Unsere Autorin liebt es, Menschen zu beobachten. Und ihren Gesprächen zu lauschen. Kinder findet sie dabei am heitersten. Die plappern einfach so einen sensationellen Mist.
Publiziert: 02.02.2020 um 15:52 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2022 um 11:13 Uhr
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Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin.
Foto: Thomas Meier
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Alexandra FitzCo-Ressortleiterin Gesellschaft

«Greta! Setz dich doch zu uns», ruft eine Mutter ihrer Tochter über ein paar Sitze zu. Diese schüttelt den Kopf und lehnt ihn an die Scheibe des Trams. Während Greta trotzt, denke ich über ihren Namen nach. Irgendwie schon blöd, wenn der Name plötzlich so berühmt ist, wenn damit plötzlich nur ein Mädchen verbunden wird. Wäre das Kind noch ein Baby, würde man meinen, die Eltern hätten das absichtlich getan. Sie nach einem Mädchen benannt, das für so viele eine Heldin ist. Aber das Mädchen im Tram ist etwa fünf. Vielleicht sechs Jahre alt. Das mit dem Namen ist jetzt einfach bitzli doof gelaufen.

Irgendwann – und das beobachtet man ja immer wieder bei kleinen Stöpseln – fügt sich Greta und kommt angetrottet. Das kleine Mädchen setzt sich und fängt an, sich seine Zukunft auszumalen. Laut. «Wenn ich gross bin, bin ich Kindergärtnerin.» – «Ah ja?», fragt die Mutter. «Ja, ich werde 22 Kinder haben.» Die kleine Schwester schaltet sich in die Träumerei ein und sagt: «Ich werde einen Pferdehof haben.» Sie ist vielleicht drei. Vier? Raten Sie mal, wie viele Pferde sie haben wird? 22! Klar. «Willst du Hengste oder Stuten?», fragt Greta. Die Kleine schaut irritiert. Was soll das denn sein? Pferde halt! Die Schwester erlöst sie und sagt: «Hengste sind die Papis und Stuten die Mamis.» – «Ich will Stuten und Mamis», weiss die Kleine jetzt.

«Und wenn ich mal krank bin, Mami, schaust du auf die Kinder», sagt Greta. «Ja, das mache ich.» Echt? Ich hätte gesagt, nein, ich will nicht auf 22 Kinder schauen. Vermutlich habe ich dazu keine Lust, vermutlich bin ich irgendwo im Süden Frankreichs. Und zudem ist das doch dein Job. Aber die Mutter sagt auch noch: «Auf die Rössli kann ich aber nicht schauen, vor denen habe ich Angst.» Während ich mir überlege, ob 22 Goofen, die im Schulzimmer rumtotteln, anstrengender sind oder 22 Gäule, die in Boxen rumstehen, sagt das jüngste Familienmitglied total abgeklärt: «Ja, aber auf eins wirst du wohl schauen können.»

Mist, ich muss aussteigen.

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