Fix zur Gesellschaft
Gesucht: Weisse Weihnachten

Unsere Autorin erinnert sich an ihre Kindheit. Schnee an Weihnachten und manchmal sogar mit der Familie eingeschneit im Skigebiet. Dieses Jahr nimmt sie die Sache mit dem Schnee selbst in die Hand.
Publiziert: 21.12.2019 um 16:28 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2020 um 10:50 Uhr
Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin.
Foto: Thomas Meier
Alexandra Fitz

Kennen Sie den Wetterbericht für kommende Woche? Also konkret für Heiligabend? Wird es schneien, da, wo Sie Weihnachten verbringen? Ich habe noch nicht nachgesehen. Ich wäre nur enttäuscht. Weil es wohl so ist wie in den letzten Jahren – nämlich schneelos.

«Die Kinder von heute kennen ja gar keine weissen Weihnachten», sagte ich letztens zu meinem Arbeits-Gschpänli. «Stimmt!» Wir kennen es ja selbst bloss noch aus früheren Zeiten. Als man als Kind sogar noch abends betete, es möge doch bitte, bitte endlich anfangen zu schneien, und am nächsten Tag soll das Land unter einer weissen Decke liegen. Schliesslich fallen in jedem Weihnachtsmärchen Schneeflocken, bei «Last Christmas» fängt es irgendwann an, und in all den weihnachtlichen Kitschfilmen erst recht. Also bitte auch in echt!

«Weisst du noch, wie es war, als man in einem Skiort eingeschneit war?» – «Oh ja!» Ihre Augen leuchten. In Rueras in der Region Surselva seien sie einmal eingeschneit gewesen. Die Lifte standen still, die Strasse war gesperrt. Das habe ich als Kind auch ein paar Mal erlebt. Wir haben es uns sogar herbeigewünscht. Sonntags nach dem Skiwochenende sollte es schneien. Heftig und unaufhörlich. Während meine Eltern gebannt die Verkehrslage im Teletext verfolgten und immer wieder die Nummer der Gemeinde wählten, die ein automatisches Band mit den Verkehrsbedingungen laufen liess, schauten wir aus dem Fenster. Sie mussten montags zur Arbeit und hofften, dass wir fahren konnten. Wir mussten montags zur Schule und hofften, dass wir nicht fahren konnten.

«Kennst du noch die Telefonkette?», will ich wissen. Schneefrei (ich glaub, das gab es nie) oder Wanderung abgesagt wegen Unwetter (ich glaub, das gab es einmal), da rief die Lehrerin eine Mutter an, und dann ging es weiter; die letzte Mutter (damals regelten das ausnahmslos die Mütter) musste wieder die Lehrerin kontaktieren. So war sicher: Alle sind informiert. Heute gibt es meist Whatsapp-Gruppen, klärt man mich auf.

Für dieses Jahr bin ich gewappnet: Wenn der Schnee schon nicht zu mir kommt, gehe ich zu ihm. Ich hab jetzt doch nachgeschaut. Da, wo ich die Weihnachtstage verbringe, wird es Anfang Woche schneien. Vielleicht werden wir sogar eingeschneit? Ich nehm die Telefonkette mit.

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