Mit einem Back-up kommen wir immer mal wieder in Berührung. Sicherheitskopien sollen wir von allem machen. Und weil sich gefühlt alles nur noch um Daten dreht, wird das Thema Sicherheit und Kopien nicht so schnell an Aktualität einbüssen. In der Anfangszeit der Smartphones waren wir aber etwas nachlässiger mit dem Sichern unserer Kontakte und Fotos. Wer hat es nicht erlebt: Handy am Boden, Handy gestohlen – alles weg. Weg, weil man zu faul war, sich zehn Minuten Zeit dafür zu nehmen. Heute geht das Sichern der Daten ratzfatz, und wir können eigentlich alle mit gutem Gewissen am Handy rumfingern, weil wir stets auf ein Back-up zurückgreifen können.
Diese Gewissheit scheint sich von den Daten auf das Zwischenmenschliche übertragen zu haben. Konkret auf Beziehungen. Da ist etwa der junge Mann, der zu seiner Freundin ziehen möchte beziehungsweise zieht und seine Wohnung nicht aufgeben will, sondern untervermietet. Back-up. Weil er nicht weiss, ob es klappt, und ihm das Risiko zu gross ist, macht er es wie bei seinem Smartphone, wie bei seinem Computer und backupt sich noch ein zweites Leben.
Andere überlegen – das weiss ich wirklich nur vom Hörensagen –, ob sie bei einer gemeinsamen Wohnung mit dem Partner doppelt vorhandene Möbel einlagern sollen. Für den Fall, dass es nicht hinhaut, muss man nicht wieder alles neu kaufen. Für den Fall, dass es nicht hinhaut? Seit wann sind wir denn solche Realisten und Pragmatiker?
Meine Generation hat Mühe, sich auf etwas einzulassen, sich für etwas zu entscheiden und mit den Konsequenzen zu leben. Wir öffnen Türen, spienzeln dahinter – und wenn uns nicht gefällt, was wir sehen, laufen wir zur nächsten. Aber zumachen? Nein, zumachen tun wir sie nicht. Bloss anlehnen. Kann ja sein, dass die neuen Aussichten noch schlechter sind. Dieses ständige Die-Wahl-Haben und sich zu nichts zu bekennen, macht uns asozial. Das schreibt auch die Soziologin Eva Illouz. Online-Dating trage eine Mitschuld. Die ständige Verfügbarkeit und die Austauschbarkeit potenzieller Partner veranlassen uns zu dieser Back-up-Kultur.
Ich verkaufe jetzt übrigens die Möbel.