Fix zur Gesellschaft
Feuer einstellen!

Das Züri Fäscht – an dem gefühlt die ganze Schweiz war – ist vorbei. Und damit auch die drei langen Feuerwerke. Finden Sie die bunten Explosionen nach ein paar Minuten nicht langweilig?
Publiziert: 13.07.2019 um 10:57 Uhr
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Alexandra Fitz

Vielleicht liegts am Alter. Vielleicht daran, dass ­meine Generation schon so vieles gesehen und erlebt hat. Vielleicht daran, dass es einiges braucht, um uns zu begeistern. Oh Gott, nicht dass man uns noch «Generation Abgestumpft» nennt. Übrigens: Ich bin mit meiner Meinung nicht alleine. Aber erst will ich Sie noch fragen:

Finden Sie es spannend, zwanzig bis dreissig ­Minuten in den Himmel zu starren, um ein Feuerwerk zu sehen? Haben Sie es nicht irgendwann ­gesehen und finden es fad? Ich denke, anfangs macht man ja noch «Oh!» und «Ah!», man erschrickt immer wieder vom Knall, der am Himmel ertönt, und erfreut sich über die Farben am Firmament. Obwohl, wenn ich ehrlich bin, gefallen mir ­eigentlich nur die goldenen Palmen. Das ganze ­far­bige ­Bouquet brauchts gar nicht. Und auch hier gibts ­gaaaanz viele, die Goldglitter-Palmen – wie sie in ­einem Feuerwerkshop heissen – favorisieren.

Letztes Wochenende war Zürich ja die Schweiz oder die Schweiz Zürich, und alles tummelte sich am ­grossen Fäscht. An drei Abenden schossen die Pyrotechniker tonnenweise Schwarzpulver und Metall­salze in den Himmel. Den Helene-Fischer-Sound, die Feinstaubdebatte und die Kritik der Grünen lassen wir mal beiseite. Das Seebecken wurde dunkel, die Köpfe erhoben sich. Und wie könnte es anders sein: Fast jeder hielt sein Handy in die Luft und machte ­Bilder und Videos. Wie gut die in der Nacht werden und warum die Leute den Moment nicht einfach so geniessen können, ignorieren wir jetzt ebenfalls.

Das war eine gute Gelegenheit, sich ein Getränk zu holen. Für einmal standen nämlich keine Leute an. Mit Handylampen versuchten die Standbetreiber die Becher zu füllen, während der grosse Rest wie ­angewurzelt die Party am Himmel verfolgte. Zehn ­Minuten würden reichen. Dann schweift man doch ab und muss dem Genick zu Liebe auch wieder mal auf den Boden starren. Aber klar, die ganze Sache ist wohl zu aufwendig, um das Feuer nach zehn Minuten einzustellen. So wird halt rund dreissig Minuten einiges an Zunder verfeuert. Während den meisten ein paar Goldglitter-Palmen reichen würden.

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