Man kann sich darauf verlassen, einen gibt es immer. Einer ist immer dabei. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Egal ob es eine Führung ist, ein Ausflug oder eine Reise. Egal ob die Gruppe gross ist oder klein. Einer ist immer der Drängler. Meistens outet er sich schon ganz am Anfang. Man muss auch nie gross nach ihm Ausschau halten, er fällt ganz von alleine auf. Er steigt als Erstes in den Bus und aus dem Bus. Er läuft immer ganz vorne mit. Und beim Gratis-Apéro steht er schon zehn Minuten eher da und schiebt sich das erste Stück Flammkuchen in den Mund.
Man hat ihn dann während der gesamten Reise, des Ausflugs oder des Abends im Visier. Konkret: auf dem Kieker. Auf jeden Satz wird gehört, jede Bewegung wird genaustens überwacht – und vor lauter Fokus auf diesen ungeheuren Unsympath echauffieren sich alle anderen viel zu fest und können sich auf nichts und niemanden mehr konzentrieren als auf den Drängler.
Gleichzeitig hofft man, dass der Drängler auf die Nase fällt. Gerne wortwörtlich. Oder dass er sich am Flammkuchen verschluckt. Hauptsache eins auf den Deckel kriegen soll das Ekelpaket. Ständig diese Hin- und Hergerissenheit, wie wir uns dieser Person gegenüber verhalten sollen. Oder gegenüber dem Duo. Meistens kommen die nämlich im Doppelpack daher. Einer hat den anderen über die Jahre ins Dränglertum eingeführt, so- dass sie seither eine unschlagbare Kombination an Dreistigkeit vorzuweisen haben. Und sich gegenseitig das Kotzbrockensein streitig machen. Soll man sie drauf hinweisen? Sie vor versammelter Gruppe auflaufen lassen? Oder ignorieren und gewähren lassen?
Letzteres kommt uns selbst wohl zugute. Denn: Gibt es Drängler, fühlen wir uns überlegen. Zivilisiert, anständig und verdammt sozial. Wir sind besser, denken wir uns, und lächeln stolz in uns hinein. Vielleicht also brauchen wir solche Fötzel, um gut dazustehen.