Am Mittwoch setzte das Kantonsspital Schwyz einen Hilferuf ab. In einer Videonachricht spricht Chefarzt Reto Nüesch von einem der «europaweit schlimmsten Ausbrüche von Covid-19». Anschliessend wendet sich Spitaldirektorin Franziska Föllmi mit wackliger Stimme an die Bevölkerung. «Es ist Zeit zu reagieren», sagt sie. «Und zwar jetzt. Wir können dies im Spital nicht stemmen.» Nüesch wie Föllmi flehen ihre Mitbürger an, beim Einkaufen ab sofort Maske zu tragen.
Der Appell sorgte über die Landesgrenzen hinaus für Aufsehen. Einzig in Schwyz selbst stiessen die Krankenhaus-Oberen auf taube Ohren. Die Schwyzer Regierung verkündete noch am gleichen Tag, in den Geschäften gelte weiterhin keine Maskenpflicht. Offenbar fehlt es ihr an einer gesunden Distanz zum lokalen Gewerbe. Offenbar sind der Schwyzer Regierung ein paar maskenmüde Einkaufstouristen aus dem Kanton Zürich mehr wert als der Schutz ihrer Bevölkerung.
Ein ähnliches Muster zeigte sich in den letzten Tagen und Wochen auch andernorts: Wurde in den Kantonen über Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie diskutiert, zogen die Gesundheitsdirektoren oft den Kürzeren. Das Sagen hatten die Vorsteher der Volkswirtschaftsressorts.
Das ist der eigentliche Grund, weshalb die Gesundheitsdirektoren den Bundesrat am Freitag um die schweizweite Einführung einer Maskenpflicht in öffentlich zugänglichen Innenräumen ersuchten. Vielen von ihnen fehlt daheim schlicht die Macht, um selber Nägel mit Köpfen zu machen.
So kommt es, dass heute Sonntag die Landesregierung unter anderem darüber befindet, ob man sich sogar in Schwyz zum Einkaufen einen Mund-Nase-Schutz überziehen muss.
Nicht nur für das Maskenobligatorium dürfte sich beim heutigen Treffen in Bern eine Mehrheit finden – die Fallzahlen sind allzu explosiv in die Höhe geschnellt. Aber auch im Bundesrat prallen die unterschiedlichsten Auffassungen aufeinander. Auf der einen Seite Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga, die am Donnerstag Kantonsvertreter nach Bern zitierte, um ihnen ins Gewissen zu reden. Auf der anderen Finanzminister Ueli Maurer, der nie einen Hehl daraus machte, dass er die Furcht vor Corona für übertrieben, die staatlichen Massnahmen für zu teuer und im Grunde jegliche Art von Schutzvorkehrung für unangebracht hält.
Viele Bürger sind verwirrt, um nicht zu sagen verärgert über die Kaskade von Treffen und Verlautbarungen verschiedenster Verantwortungsträger in den letzten Tagen. Ganz besonders darum, weil die Anzahl Entscheide – bis heute Sonntag zumindest – in keinem Verhältnis zur Zahl der diversen Spitzenbegegnungen stand.
Das wahre Problem allerdings ist weniger, wie nun oft gesagt wird, die Umständlichkeit des helvetischen Föderalismus. Der entscheidende Notstand ist in Zeiten der Pandemie der grosse Einfluss jener Magistratspersonen, die sich als kompromisslose Fürsprecher der Wirtschaft aufführen.
Corona ist eine Belastung für jeden Einzelnen von uns. Insbesondere alte Menschen leiden. Sie bangen um ihre Gesundheit, bangen um ihr Leben. Unzählige Senioren trauen sich seit einem halben Jahr kaum mehr aus dem Haus.
Was es in einer solchen Situation nicht auch noch braucht, sind verantwortungslose Politiker. Sie sind eine Bedrohung für unsere Gesundheit.