Editorial
«Ganz war grossartig, weil er so vielseitig war»

Bruno Ganz schaffte es als einziger Schweizer Schauspieler auch in Hollywood ganz nach oben. Am Ende zog es ihn aber wieder an den Ort, wo er aufgewachsen ist.
Publiziert: 16.02.2019 um 23:35 Uhr
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Aktualisiert: 16.02.2019 um 23:50 Uhr
Schauspieler Bruno Ganz ist im Alter von 77 Jahren verstorben.
Foto: Tom Lüthi
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Dominik HugRessortleiter People

Die Nachricht war zu erwarten. Sie trifft dennoch voll ins Herz. Bruno Ganz ist tot. Der grösste Schweizer Schauspieler aller Zeiten litt seit längerem an Krebs. Das letzte halbe Jahr hat er sich komplett zurückgezogen. Jetzt ist er ganz gegangen.

Vorbei sind die Zeiten, in denen man über ihn im Kino staunen konnte. Ob als Engel, der Mensch werden will, damit er wieder fühlen kann («Der Himmel über Berlin»). Oder als Teufel, der Unmenschliches tut, weil er nicht fühlen kann («Der Untergang»).

Bruno Ganz war grossartig, weil er so vielseitig war. Er spielte den Alpöhi in «Heidi» mit derselben dringlichen Überzeugung wie den hoffnungslosen Romantiker in «Pane e tulipani».

Diese Gabe erkannten sie auch in Hollywood, wo Ganz bis heute der einzige Schweizer Schauspieler ist, der es bis ganz nach oben schaffte. Der selbst die erfolgreichsten Regisseure wie Francis Ford Coppola oder Ridley Scott in seinen Bann ziehen konnte.

Hollywood hat Bruno Ganz zuletzt nicht mehr interessiert. Nach Jahrzehnten in Berlin und Venedig zog es ihn für seinen Lebensabend zurück in die alte Heimat. Man sah ihn des Öfteren durchs Zürcher Niederdörfli schlendern. Stets mit einem Rucksack über den Schultern und einem spitzbübischen Lächeln im Gesicht.

Für unser letztes Treffen wählte er ein Restaurant in der Nähe des Bahnhofs Zürich-Oerlikon. Er sei nicht weit von hier aufgewachsen, erklärte er. Er wolle noch einmal die alte Gegend erkunden. Gegen Ende seines Lebens würde er sich nach dessen Anfang sehnen, witzelte er. Und meinte es wohl ein bisschen ernst.

Ganz war nicht nur im Kino und auf der Theaterbühne ein Grosser, er war es auch als Mensch. In seinen jungen Jahren konnte er jähzornig sein, auch arrogant, berichten alte Kollegen. Das hatte mit dem Alkohol zu tun. Seine Fehlbarkeit hatte Ganz jedoch schnell erkannt und sie zum Guten gewandt. Und genau das macht einen grossen Menschen aus.

Sein Beruf sei sehr schön, sagte Ganz am Ende des Treffens in Oerlikon. «Ich muss keinen austricksen oder an die Wand drücken, damit ich besser dastehe.» Er müsse niemanden beschädigen, ergänzte er. «Das erfüllt mich mit einem grossen Glück.»

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