Drum prüfe, wer sich bindet: Thomas Meyer rät
Heiraten Sie aus Freundschaft, nicht aus Liebe!

Viele Ehen starten glücklich, scheitern aber bald. Sollte man nicht das Prinzip der Grosselternzeit walten lassen, «Prüfe, wer sich ewig bindet»?
Publiziert: 02.02.2020 um 11:41 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2020 um 12:36 Uhr
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Autor Thomas Meyer nimmt Stellung zu Lebensfragen.
Foto: Thomas Meier
Thomas Meyer

Doch, unbedingt. Bevor man sich ernsthaft aufeinander einlässt, sollte man unbedingt prüfen, ob die Beziehung das Potenzial besitzt, im Alltag zu bestehen. So machen es die frommen Juden, wenn sie Interesse aneinander haben: Sie treffen sich für ein offenes, radikal ehrliches Gespräch darüber, was sie von einer Beziehung erwarten, was für sie unerlässlich ist und was inakzeptabel – und gehen je nachdem wieder auseinander. Sie heiraten nur, wenn sie überzeugt sind, jemanden vor sich zu haben, mit dem sie sich auch wirklich verstehen.

Alle anderen jedoch vertrauen allein auf ihre Empfindungen. Und die haben das Problem, anfangs immer grossartig zu sein. Man kann gar nicht anders, als daraus eine sonnige Zukunft abzuleiten, aber das ist ein fataler Fehler, denn Anziehung und Kompatibilität sind nicht das Gleiche. Genau deshalb fangen so viele Ehen so märchenhaft an und enden schon bald im Fiasko: Weil die beiden Partner aus Liebe heiraten – statt aus Freundschaft – und danach entdecken, wie verschieden sie sind.

Darum sollte man alles daran setzen, die Differenzen vor der Hochzeit ans Licht zu schaffen. Und das geht nur, indem man darüber redet, wer man ist, was man braucht und was man keinesfalls in seinem Leben haben will. Das aber wiederum setzt ein entsprechendes Gespräch mit sich selbst voraus. Die vielen schlechten Beziehungen da draussen sind nichts anderes als das Ergebnis davon, dass so viele Menschen überhaupt keine Ahnung haben, was ihnen guttut und was nicht. Drum prüfe, wer sich ewig bindet – aber zunächst einmal sich selbst. Und dann, nicht minder penibel, den anderen beziehungsweise eben die Verbindung zu ihm: Bringt mich das zum Blühen? Kann ich hier ich selbst sein? Bin ich verstanden? Wenn nein – Schluss damit. Besser wird es nämlich garantiert nicht.

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