Für circa 20 Primarlehrerinnen und Primarlehrer aus der ganzen Schweiz heisst es am 8. Mai: «Mission Mars». Sie werden kleine Roboter programmieren,
damit diese Manöver auf dem «Mars» ausführen können. Kursteilnehmende sind in Kontrollzentren über drei Standorte verteilt, die «Mars»-Landschaft steht in Lausanne. Es ist der Schlusspunkt einer Weiterbildung, in der Lehrpersonen den Umgang mit dem kleinen Roboter Thymio erlernen, um ihn im Schulunterricht einzusetzen.
«Mission Mars» ist der erste Kurs, der sich explizit an Lehrkräfte richtet und gemeinsam von der EPFL, der ETH Zürich und der Tessiner Fachhoch- schule SUPSI durchgeführt wird. Informatisches Know-how wird inzwischen von zahlreichen Organisationen und Bildungsträgern für alle Schulstufen
angeboten. Das beginnt mit Unterrichtsmaterialien für den Kindergarten, um die Kleinsten spielerisch an das algorithmische Denken heranzuführen.
65 Prozent der Primarschüler werden in einem Beruf landen, den es noch gar nicht gibt
Informatik für die Primar- und Sekundarstufe, das ist die Domäne des an der ETH angesiedelten Ausbildungs- und Beratungszentrums für Informatikunterricht, kurz ABZ. Von Demo-Lektionen über Weiter-bildungsangebote bis hin zu Lehrmitteln fürs Programmieren – das Kompetenzzentrum hat in den letzten 15 Jahren Pionierarbeit geleistet und dem Informatik-Unterricht in der Volksschule den Weg geebnet.
Dass Informatik wichtige Fähigkeiten vermitteln kann, stellt wohl niemand ernsthaft in Abrede. Wir wollen unsere nächste Generation befähigen, die digitale Zukunft nicht nur passiv zu konsumieren, sondern auch aktiv zu gestalten. Und diese Zukunft wird die Berufswelt umkrempeln. Traditionelle Jobprofile werden sich verändern; bestimmte Berufe verschwinden, neue entstehen. Schenkt man einer Studie des World Economic Forum Glauben, dann werden 65 Prozent der Kinder, die heute in die Primarschule kommen,
in einem Beruf landen, den es zurzeit gar noch nicht gibt.
Ab 2022 wird der Informatikunterricht im Gymi obligatorisch
Mit dem Lehrplan 21 haben die Deutschschweizer Kantone auf den Wandel reagiert und das Fach «Medien und Informatik» eingeführt. Auf Gymnasialstufe wird der Informatikunterricht spätestens ab 2022 obligatorisch. Dieser soll die Grundlagen von Programmiersprachen vermitteln, die technischen Hintergründe von Computernetzwerken sowie die Sicherheit der digitalen Kommunikation
thematisieren. Gerade weil der technologische Wandel so rasch vonstattengeht und Digitalprodukte schnell veralten, ist es wichtig, ein gemeinsames Verständnis von Informatik zu entwickeln. Denn es geht nicht darum, die neuste Version von Word zu bedienen, sondern die zugrundeliegenden Konzepte zu verstehen und anwenden zu können. Informatik ist eine Denkschule.
Die eingangs erwähnten Angebote verfolgen diesen Ansatz. Unsere Gesellschaft steht vor der Herausforderung, Lehrkräfte, die zum Teil noch in einer analogen Welt gross geworden sind, beim Übergang ins digitale Zeitalter zu unterstützen. Thymio & Co. stehen bereit für ihren Einsatz auf dem «Mars». Sie werden in Zukunft vermehrt in Schweizer Schulzimmern anzutreffen sein.
Ihr Joël Mesot