Wenn man mit Kumpels monotone Autobahn-Landschaften durchpflügt (wir besuchten ein Radrennen in Belgien) und sie nach einem Tier fragt, das man in der nächsten Kolumne thematisieren soll, darf man nicht zu viel erwarten. Meine Radsport-Freunde überraschten mich aber. Was folgte, war ein Assoziationsgewitter zum Biber, weil wir Castor in einem Kanal beobachten konnten.
Dem ersten kam «Biberli» in den Sinn, sogar bei Profi-Gümmelern eine beliebte Energiezufuhr. Die köstlichen Lebkuchen haben ihren Namen aber vom Nelkenpfeffer, meldet Wikipedia. Biment habe sich mit den Jahrhunderten zu Biber gewandelt – die Sprache hat die falsche Abzweigung erwischt.
In der Sprache, im Wasser
Ein anderer warf das Verb bibbern in die Runde, was wiederum mehr mit dem Velo (im Winter) als mit dem Pelztier zu tun hat.
Ein weiterer meinte, dass die aufregendste Frau, die er kenne, am Biberenbach aufgewachsen sei. Und so ging das immer weiter, während Nordfrankreich an uns vorbeiflog.
Der Biber ist nicht nur in unserer Sprache omnipräsent, er ist es auch an unseren Gewässern, nachdem er hierzulande zwischenzeitlich ausgestorben war. Inzwischen gehen Experten von 3000 Exemplaren in der Schweiz aus – und tausend mehr, die Platz hätten. Das ist freilich Ansichtssache. Im Bundeshaus denkt man darüber nach, den Biber zum Abschuss freizugeben.
Folgen des Biber-Managements
Fakt ist: Der Biber ist der Landschaftsgärtner unseres Ökosystems – wo er auftaucht, hinterlässt er Spuren und vergrössert auf einen Schlag die Artenvielfalt. Aber den Schaden haben wir einst angerichtet: Wir haben Bäume an den Ufern gefällt, Strassen und Häuser an unsere Flüsse gebaut, Gewässer in Kanäle und Rohre gezwängt. Das Problem hat nicht der Biber geschaffen, sondern wir selber.
Nun bedarf es eines aufwendigen Biber-Managements. Das Wort sagt es schon: Der Mensch will die Natur unter Kontrolle halten. Wie kaum ein anderes Tier zeigt uns der Biber aber auf: Wenn die Natur Natur sein darf, ist auch der Biber kein Problem. Abschiessen ist nur eine aufwendige Sisyphusarbeit, die Biber kommen immer wieder – es sei denn, wir rotten sie erneut aus. Sinnvoll wären ein paar Meter mehr Natur um unsere Gewässer herum, so können auch die Zuckerrüben-Bauern besser schlafen.
Nebenbei: Wir zahlen ja auch massiv hohe Subventionen für den Zucker, der uns die Biberli versüsst.
Simon Jäggi (39) ist Sänger der Rockband Kummerbuben, arbeitet im Naturhistorischen Museum Bern und hält Hühner.