Klassenzusammenkunft
Klassentreffen machen uns klar, woher wir kommen

Weshalb eine Klassenzusammenkunft so wichtig ist. Ein Kommentar.
Publiziert: 19.09.2021 um 17:06 Uhr
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Daniel Arnet ist Autor beim Sonntagsblick Magazin.
Foto: Thomas Meier
Daniel Arnet, Autor SonntagsBlick Magazin

Tom ergreift die Initiative: «Class Reunion!!!!», ist die E-Mail-Nachricht schreierisch überschrieben, die er am 26. Februar dieses Jahres an mich und 22 weitere Personen schickt. Reunion, das klingt wie die Wiedervereinigung einer Band, doch wir rockten von 1981 bis 1985 bloss gemeinsam das Wirtschaftsgymnasium der Kantonsschule Enge in Zürich.

Man sah sich seither in wechselnder Besetzung – mal zufällig einzeln auf der Strasse, mal vereinbart in kleiner Gruppe zum Nachtessen. Doch nun geht es nach Jahren wieder einmal ums grosse Ganze. Rege ist der E-Mail-Austausch: Stimmen die Adressen? Fehlt noch jemand? Wer hat Interesse? Viele! Eine Doodle-Liste macht die Runde.

Dann – gut vier Monate später am 24. Juni – die Ernüchterung: «Die erste Runde ist gescheitert», schreibt Tom. «Bei keinem der vorgeschlagenen Termine haben mehr als zehn zugesagt.» Es ist halt nicht mehr so, dass wir einen gemeinsamen Stundenplan haben – jede und jeder hat einen eigenen Lebensrhythmus.

Es ist ein bisschen wie bei einem Baum: An ähnlichen Orten verwurzelt, fanden wir ein paar Jahre im Stamm zusammen, um dann in verschiedene Zweige auseinanderzustreben und Blüten zu treiben. Je älter und knorriger die Äste sind, umso schwieriger ist es, sie später wieder einmal zusammenzubinden, ohne sie zu brechen.

Will heissen: Man sollte möglichst früh Klassenzusammenkünfte vereinbaren – dann, wenn die Lebensläufe noch nicht gefestigt und biegsam sind. Denn das Bündnis ist wichtig, schliesslich erwuchsen wir aus demselben Stamm.

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