Darum gehts
- Christoph Blocher verbreitet eigene Version zu Bilateralen-II-Abstimmung von 2005
- Blocher gibt zu, in der Politik oft gelogen zu haben
- Der 84-jährige SVP-Doyen und Ex-Bundesrat setzt auf sein Erfolgsrezept
Für den 84-jährigen SVP-Doyen und Ex-Bundesrat Christoph Blocher galt schon oft: In der Politik wirkt eine zurechtgezimmerte Geschichte besser als eine wahre. Nicht zufällig bekannte er 2018 in einem Interview mit der «SonntagsZeitung», er habe in seinem Leben viel gelogen. Das sei der Sache zuliebe nötig gewesen.
Übel hat das Blocher kaum jemand genommen. So macht er sich wie Pippi Langstrumpf die Welt auch heute, wie sie ihm gefällt. Er verbreitete über seinen eigenen Kanal Teleblocher, das Bundesamt für Justiz sei 2005 vor der Abstimmung zu den Bilateralen II zum Schluss gekommen, es brauche auch das Ständemehr für eine Zustimmung.
Nur: Dem war nach Darstellung des damaligen Vizedirektors des Amts nicht so. Blocher hatte demnach die Verantwortlichen angewiesen, ihren juristischen Schluss zu kehren. Aus dem Gutachten, dass es kein Ständemehr brauche, mussten die Beamten das gegenteilige Fazit ziehen.
Dass Blocher nun im Hinblick auf die Abstimmung über die neuen Verträge mit der EU eine andere Version erzählt, überrascht nicht. Es ist die Geschichte, die seine Anhängerschaft hören will. In den eigenen Reihen hat Blocher noch kaum jemand übel genommen, wenn er der Wahrheit nicht ganz treu war. Es ging ja stets um seine und ihre, die gute Sache.
Er erinnere sich nicht mehr so weit zurück, hat Blocher jeweils erklärt, wenn er beim Faktencheck ertappt wurde. Im Wissen, dass Erfolg in der Politik eher an überzeugende Ideologie als an Tatsachen gekoppelt ist. Ein Rezept, das Blocher seit jeher ohne Skrupel befolgt.