Frank A. Meyer – die Kolumne
Herr WEF

Publiziert: 04.05.2025 um 00:13 Uhr
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Aktualisiert: 04.05.2025 um 07:17 Uhr
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Frank A. MeyerPublizist

Es ist still geworden um Klaus Schwab. Vom «jähen Ende» beim Weltwirtschaftsforum war noch kurz und kalt die Rede, distanziert hiess es: «Juristen stützen den WEF-Stiftungsrat». Das wars. Alles irgendwie erstaunlich, wenn man bedenkt, dass diesen Mann so vieler Eigenschaften gerade noch Massen von Journalisten umschwärm­ten.

Wo ist der Chor der Schwab-­Huldiger geblieben? Längst müssten doch in der Medienwelt Protest-Gesänge erschallen gegen die Absetzung des Grossmächtigen.

Aber was heisst hier Absetzung? Was die bisherigen Weggefährten betreiben, wenn sie auf ihren Websites Whistleblower-Weisheiten weiterverbreiten, ist die Herabsetzung des ehedem so Hoch­verehrten: Klaus Schwab habe sich in Luxushotels auf Kosten ­des WEF der Massage hingegeben. Hat er unerlaubterweise ­sogar warm geduscht? 

Selbstredend gehört die raunend verkündete Botschaft vom dubiosen, weil allzu privaten Umgang mit den Finanzen des Forums zum Katalog der Schmähungen. Damit unterstellt man der einst höchsten WEF-Autorität niederste Verfehlungen.

Auch was sonst noch so aus undichten Quellen tröpfelt, mag stimmen oder nicht. Die in Aussicht gestellte Aufklärung wird an den Tag bringen, was womöglich oder wahrscheinlich über Jahrzehnte zum Alltag der WEF-Kultur gehörte. Und was – wie der Erfolg der ausufernden Unternehmung belegt – deren weltweiter Reputation bisher offenbar keinen Schaden zufügen konnte.

Klaus Schwab war das WEF! Ist das WEF! Wird das WEF sein!

Die drei Buchstaben stehen zwar für den Begriff «World Economic Forum». In Tat und Wahrheit aber sind sie das Kürzel für Klaus Schwab, seine Initialen.

WEF – nicht KS!

Die Identität des plötzlich so treulos Geschmähten ist sein Lebenswerk. Er hat alles gegeben – und soll nun genommen haben. ­Genommen von wem? Von sich selber? Er war es, der den Welt-­Salon inszenierte – den Salon ­aller Salons. 

Klaus Schwab – der grandioseste Gastwirt des Globus.

Jede andere Bezeichnung wäre untertrieben. Und wie im historischen Salon üblich, muss der Gastgeber ein Gebildeter sein, bisweilen ohne, häufig mit Absichten, guten Absichten für die Politik, für die Wirtschaft, für die Gesellschaft – im vorliegenden Fall für die ganze Welt, die der WEF-Wirt allwinterlich mit mehr und minder prominenten Protagonisten vernetzte.

Weshalb tut man so etwas? Aus guten Gründen – und aus Eitelkeit, derer es nun mal als Kraft­essenz bedarf, um ein solches Werk über Jahrzehnte zu wahren und zu mehren. Sein Selbstgefühl hat Klaus Schwab geradezu übermannt. Wer hätte ihn jemals fröhlich lächeln sehen? Er nahm sich ernst, bis zum Ausdruck von Arroganz. Er hat sich wohl selbst gesiezt:

Herr WEF.

Doch die Bedeutungs-Pose war auch Fassade. Der Klaus Schwab dahinter wirkte gewinnend, verführerisch gar. Wären die Machthaber, Demokraten wie Diktatoren, sonst allesamt alljährlich beflissen nach Davos gepilgert? Der Ort liegt nicht gerade im Zentrum des Weltgeschehens. Mächtige und Selbstermächtigte tagten, debattierten, dinierten weit abseits ihrer Alltags-Routen – bis­weilen schnallten sie sogar die Skier an. 

In Davos – der hässlichen Stadt inmitten der schönsten Alpenwelt.

Das soll dem Patriarchen erst mal jemand nachmachen. Gibt es diesen Jemand überhaupt? Ein Manager aus der Boni-Szene wäre peinlich. Also müsste eine Figur gefunden werden, die sich in ihrem bisherigen Leben dem öffentlichen Wohl verpflichtet fühlte.

Genau wie der nun verschmähte Vorgänger, dem seine eigene Person so wichtig war, dass er glaubte, ihr das Schicksal der Weltläufte aufbürden zu können.

Ein Wundermensch!

Dabei ist Klaus Schwab doch bloss ein wundersamer Mensch. 

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