Frank A. Meyer
Foto: Antje Berghäuser

Frank A. Meyer – die Kolumne
Dicke Bank, schlanker Staat

Publiziert: 24.03.2019 um 12:02 Uhr
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Aktualisiert: 25.03.2019 um 06:51 Uhr
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Frank A. MeyerPublizist

Sergio Ermotti, oberster operativer Chef der UBS, verdient 14,1 Millionen Franken. Für die internationale Ausgabe der «Neuen Zürcher Zeitung», Gewährsblatt von Liberalismus und Kapitalismus, war der Jahreslohn des Bankers das beherrschende Thema auf Seite eins. Ihr Bericht begann mit den Zeilen: «Trotz dem grössten Kursverlust seit der Finanzkrise: Die Boni für die UBS-Konzernspitze fliessen unverändert. Gespart wird auf den unteren Hierarchiestufen.»

Weiter im Text hiess es: «Während die Manager-Elite mit Millionensummen bei Laune gehalten wird, haben sowohl UBS als auch Credit Suisse die Personalausgaben für die restliche Belegschaft stark reduziert. Tausende wurden entlassen. Zudem stagnieren die Löhne.»

Allein die 13 Mitglieder der UBS-Konzernleitung kassierten 101 Millionen Franken, weitere Topkader der Klasse «Key Risk Takers» insgesamt mehr als 1,2 Milliarden. 

Kritiker des exorbitanten Salärsegens kanzelt Sergio Ermotti ab: «Diese Diskussion führen Leute, die womöglich frustriert sind, weil sie selbst nicht so viel verdienen.»

Der grosse Sergio auf dem hohen Ross, die kleinen Neider zu seinen Füssen – ein Bild fürs Kapitalismus-Museum.

Ja, was eigentlich gehen den einfachen Bürger die Gehälter in einer Grossbank an – dem Ausbund privater kapitalistischer Wirtschaft? Systemgerecht beantwortet sich die Frage von selbst: nichts.

Nichts?

In der Finanzkrise retteten die Steuerzahler der Schweiz die UBS mit Milliarden vor dem Untergang, an dessen Rand unfähige Banker das Finanzinstitut gesteuert hatten.

Heute fordert der fähige Banker Sergio Ermotti die Politik auf, «den Staat zu verschlanken». Und demnächst entscheidet das Parlament, ob Firmen, die von ausländischen Gerichten zu Bussen verurteilt werden, diese Strafen von den Steuern absetzen dürfen.

Ein französisches Gericht verdonnerte Sergio Ermottis UBS Ende Februar zu einer Strafzahlung von fünf Milliarden Franken, wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung. «Die Grossbank könnte vom Steuerbonus für Bussen profitieren», so die «NZZ».

Wie dick darf der schlanke Staat sein? Gerade noch dick genug, um sich an den Kosten juristischer Kalamitäten von Schweizer Konzernen im Ausland zu beteiligen.

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