Die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) werkelt an einem Zeitgeist-Projekt: der «E-Bike-City» Zürich. Aus der Welt-Finanz-Stadt soll eine Welt-Velo-Stadt werden: 50 Prozent der heutigen Strassenfläche reserviert für E-Bikes, Velos und E-Trottinetts, nur noch 35 Prozent für Autos, deren Fahrstrecken sich dadurch um bis zu 30 Prozent verlängern würden.
Die Kampagne gegen das Autofahren, wissenschaftlich legitimiert und mit der Qualitätsmarke ETH versehen – edler geht es nicht.
Zürich ist das ideale Spielfeld für ein solches Experiment: linksgrün regiert, also zwinglianisch beseelt vom Erziehungsauftrag der politisch Mächtigen gegenüber den Sündern im einfachen Volk.
Die Sünder fahren Auto und verpesten die Luft.
Und das geht gar nicht, ist es doch das Ziel der Stadt, den Ausstoss an Treibhausgasen bis 2040 auf null zu senken. Deshalb soll nun die renommierteste Schweizer Hochschule dafür sorgen, dass die Sünder in Zukunft weniger sündigen.
Ein schwieriges Unterfangen, denn das Auto ist das beliebteste Fortbewegungsmittel der modernen Zivilisation, das Selbst des Bürgers, was ja bereits der Begriff Auto beinhaltet, abgeleitet aus dem griechischen Demonstrativpronomen «autós» – zu Deutsch: selbst.
Ja, es kann eine Freude sein, mit dem Wagen davonzubrausen, ins nahe Grüne, in den fernen Süden. Im Übrigen ist dieses Vehikel ganz einfach praktisch: zum Einkaufen mit schweren Taschen, zum Abliefern der Kinder vor der Schule, um rasch noch dies und rasch noch das zu erledigen.
Auto reimt sich auf Selbstbestimmung – auf Freiheit.
Gemäss den klugen Köpfen in ihren universitären Lehrstuben kann es so nicht weitergehen. Den Bürgern ist deshalb beizubringen, dass gegen den Klima-Kanon verstösst, wer den Zündschlüssel dreht und aufs Gaspedal tritt. Wohingegen das E-Bike, Velo oder Trottinett gläubige Fortbewegung garantiert – und damit ein Entkommen vor dem Fegefeuer.
Aber was ist bei Regen und Schnee und Wind und widrigem Wetter jedweder Art? Was mit schweren Einkaufstaschen und den Kindern, die zur Schule müssen? Was in einer Stadt mit Rämistrassen-Steigungen allüberall? Was mit älteren Menschen ohne sportlich gestählte Muskeln?
So gesehen, sind die Pläne der Professoren Pläne für Youngster mit Körperkraft und geübten Gelenken. Wie kommen kluge Köpfe dazu, eine Stadt für Kindsköpfe zu planen? Sind sie womöglich selber Kindsköpfe? Vielleicht ist die Antwort in der Lebenswirklichkeit der Weltstadt-Verbesserer zu finden: in der Weltabgeschiedenheit der akademischen Klasse.
Weltfremde planen mitten in Zürich eine «E-Bike-City», die nichts, aber auch gar nichts mit den Menschen in der Agglomeration zu tun hat. Was heisst: nichts zu tun hat? Die universitären Umstürzler planen eine Stadt gegen deren Bürgerinnen und Bürger.
Gegen die Freude am Auto – gegen die Freude an sich selbst.
Genau wie in Zürich prallt Hochschul-Elitismus gerade vielerorts auf die Alltags-Wirklichkeit – seis an der ETH, seis in Harvard. Wenn dann dem Bürger die Galle übergeht oder infantile Regierungschefs dem akademischen Infantilismus populistisch auf die Pelle rücken – ja, dann ist die Klage gross.
In Zwinglis linksgrünem Zürich hat der Bürger-Autofahrer wenigstens noch die politische Wahl.