Fix zur Gesellschaft
Über dem Nebel muss die Freiheit wohl grenzenlos sein

Manchmal muss man einfach raus. In diesen Zeiten erst recht. Unsere Autorin fand einen Ort, der ihr guttut und gar nicht so weit weg ist.
Publiziert: 28.11.2020 um 16:49 Uhr
Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin.
Foto: Thomas Meier
Alexandra Fitz

«Über den Wolken
Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein
Alle Ängste, alle Sorgen
Sagt man
Blieben darunter verborgen
Und dann
Würde was uns gross und wichtig erscheint
Plötzlich nichtig und klein.»

Dieses Lied von Reinhard Mey aus dem Jahr 1974 habe ich immer wieder mal im Ohr. Ich singe oder summe es dann vor mich hin. In der letzten Zeit kam es mir gleich zwei Mal in den Sinn. Ich wandelte es ab in «Über dem Nebel». Der Rest stimmte. Mey besingt zwar das Fliegen, was bei den meisten im Moment in weiter Ferne liegt, aber man konnte in diesem November ganz leicht die Nebelgrenze passieren. Und egal ob Nebel- oder Wolkenmeer: Bei beidem möchte man gerne darüber spazieren – und tut es dann natürlich nicht.

Ich hatte irgendwie vergessen, wie es ist, wenn man in der Höhe ist, die Sonne einem die Backen wärmt und man auf diese weisse Watte hinunterschaut. Vergessen, wie es ist, wenn man durch die Nebeldecke durchfährt und wieder mal realisiert, dass es keine Decke ist, nichts Dichtes, sondern etwas Fliessendes und Durchsichtiges. Ein Hauch von nichts. Und in der Fülle, von oben gesehen, eben doch so viel.

Das führte dann dazu, dass ich mich am Anblick nicht sattsehen konnte. Und ich dann auch aufhörte, es mit der Handykamera aufzunehmen. Weil: Es luagt eba nia so schön us wia in Echt! So geniess ich lieber den Moment und überlass das Fötela den Profis. Beim ersten Mal an diesem neuen Ort, der gar nicht so weit von der Stadt Zürich entfernt ist und ebendiese inklusive See und Gewusel da unten verhüllt, fragte ich mich: Warum war ich hier oben nicht schon früher?

So kam es, dass ich bloss ein paar Tage danach, als die Decke zu Hause wirklich fast auf meinem Kopf lastete und ich zum Fenster raus nur eine Betonhäuserwand sah, wieder an diesen neuen Ort fuhr. Wieder durch die flüchtige Decke, wieder an die Sonne, wieder glücklich. Was diese Sonne alles ausmacht, merkt man eben erst in diesen Momenten.

Sie fragen sich, wo ich war? Das verrate ich nicht, aber Sie finden bestimmt Ihren eigenen Ort über dem Nebel.

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