Fix zur Gesellschaft
Meine Mutter kanns besser

Unsere Autorin kocht gerne. Aber an ein paar Lieblingsgerichte traut sie sich nicht ran. Zum Beispiel Cremeschnitten und Kartoffelsalat.
Publiziert: 18.07.2020 um 13:57 Uhr
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Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin.
Foto: Thomas Meier
Alexandra Fitz

Als wir so schwatzen, sagt er plötzlich zu mir: «Weisch, Alexandra, jeder hat immer das Gefühl, dass seine Mutter das und das am besten kann.» Natürlich weiss ich, was er meint. Aber er liegt falsch. Meine Mutter macht wirklich den besten Kartoffelsalat.

Wir alle haben Gerichte, die uns an unsere Kindheit erinnern, die wir uns immer wieder zum Geburtstag wünschen und nur höchst selten im Restaurant bestellen. Denn: Kommt ja eh nicht an das Original ran. Ich könnte Hunderte Gerichte aufzählen, die meine Mutter und meine Grossmutter AM BESTEN zubereiten. Aber belassen wir es bei etwas Süssem und etwas Salzigem. Meine Mutter ist Österreicherin, und in Österreich isst man per se keine leichten Speisen. Es heisst ja auch «Mehlspeise». Also nicht, dass Sie nun denken, ich hätte jetzt ein paar leichte Sommerrezepte für Sie!

Fangen wir bei der Cremeschnitte an. Sagte ich österreichische Küche? Okay, ein Dessert, das mehr Schweiz verkörpert, lässt sich wohl kaum finden. Hoffentlich lesen das Caramelköpfli und die Vermicelles nicht mit! Auf jeden Fall bäckt meine Mama Cremeschnitten, seit ich klein bin. Als kleines Mädchen war ich im Tennisklub. Und zu jedem Fest im Tennis-Häuschen brachte meine Mutter dieses zauberhafte Gebäck, das alle liebten. Ich aber war jahrelang in derselben Gruppe – während die anderen Kinder jedes Jahr in eine bessere aufstiegen, spielte ich mit immer kleineren Kindern zusammen. Heute weiss ich: Ich war unfassbar untalentiert. Ein hoffnungsloser Fall. Meine Vermutung: Man versuchte mich dennoch im Klub zu behalten, um nach wie vor die Cremeschnitten meiner Mutter essen zu können. Pädagogisch unter aller Kanone.

Jetzt aber das Ösi-Gericht. Wiener Kartoffelsalat. Mit Bouillon, Essig, Öl – und Zucker! Nix Mayonnaise! Letzten Sonntag wagte ich mich nach 34 Jahren das erste Mal an den Salat aller Salate. Warum nicht schon eher? Aus Angst, enttäuscht zu werden. Denn wie könnte er bloss so gut werden? So gut, dass man im Norden Deutschlands und im Süden Frankreichs von diesen legendären beigen, dünnen(!) Scheiben in Vinaigrette schwärmt.

Nur so viel: Es wird in den kommenden 34 Jahren keinen neuen Versuch geben, Mamas Kartoffelsalat selber zuzubereiten.

Falls Sie trotzdem Interesse an den Rezepten haben, können Sie sich gerne melden. Ich lege bei Mama ein gutes Wort für Sie ein.

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