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Fix zur Gesellschaft
Gottfriedli, was isch ­eigentlich los mit eu?

Es wird wieder geheiratet. Unsere Autorin hat Angst vor den übertriebenen Junggesellenabschieden, all den Verhaltensregeln und viel Druck an einem Tag.
Publiziert: 04.05.2019 um 15:01 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2022 um 11:11 Uhr
Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin
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Alexandra FitzCo-Ressortleiterin Gesellschaft

Meine Damen und Herren, es geht wieder los. Es wird ­wieder geheiratet. Obwohl ich zwei Paare im Umfeld habe, die sich in den Wintermonaten das Jawort gaben, scheinen immer noch die Monate ohne «r» höchst beliebt zu sein. Mai ist wieder Standesamtzeit. Aber Mai isch halt au kli unbeständig. Ein befreundetes Paar ist dennoch traurig, dass es an ihrem grossen Tag pisst. Das weiss man dank meteorologischen Messgeräten (und dank dem Smart­phone) natürlich schon viel vorher. Sie klagen, ich drifte ab und frage mich: Darf man sich übers Wetter aufregen? Darf man sich im Jahr davor einen Tag aussuchen, der dann der Tag der Tage werden muss? Inklusive Sonnenschein. Ganz schön viel Druck für einen Tag. Wärs nicht ­romantischer, aufzu­wachen, sich anzuschauen und zu sagen: «Lass uns heute heiraten!» Denn auf Partys, die schon seit Wochen feststehen, hat man sowieso am wenigsten Lust.

Dann diese andere Hochzeit. Sie bereitet mir Bauchschmerzen. Was total absurd ist, ich bin ja nicht die Braut. Die Braut ist ein bisschen verwandt, aber keine Freundin. Ich gehe nicht hin. Am grossen Tag bin ich im Urlaub, und für den Standesamt-Freitag wollte ich nicht freinehmen. Warum lädt sie mich ein, wir haben heutzutage nichts miteinander zu tun? Irgendwie auch total nett. (Für mich gilt aber: Ich mach da im Fall nicht mit beim Leuteeinladen, nur weil man verwandt ist, oder beim Wer-eingeladen-wird-muss-dann-auch-einladen-Spiel). Letzte Woche war ich dann vor die Tatsache gestellt: Stecke ich auch einen Schein in ihr Kärtchen? Eigentlich ja! Eigentlich nein!

War heiraten immer schon so kompliziert? Immer schon mit so vielen Kodexen und Gepflogenheiten verbunden? Was will man, es sind ja schon die Jung­gesellenabschiede so 
sau auf­wendig, dass man 
eine ­Woche Ferien eingeben und sein Bankkonto leer ­räumen muss. Beispiele? 
Die eine Gruppe tourt gerade mit «Team Bride»-Mützen durch Las ­Vegas (auf ­Facebook ­ge­sehen), 
eine Bekannte nervt sich, wie teuer Flug 
und Hotel an der Côte d’Azur sind, und letztens hörte ich von ­einem ­Polterabend, an dem doch tatsächlich ein «Blow-Job-Kurs» ­orga­nisiert werden 
soll. ­Gottfriedli, was isch ­eigentlich los mit eu?

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