Die Sache ist simpel: Man räumt alles aus den Schränken, aus den Regalen, nimmt jedes einzelne Ding in die Hand und fragt sich: Macht mich das froh?
Hand aufs Herz: Sehr viele Dinge tun das nicht. Also weg damit. So lautet die Botschaft der Japanerin Marie Kondo, eine Ordnungspäpstin, wegen deren Entrümpelungs bibel die halbe Welt zu einer neuen Enthaltsamkeit konvertiert. Für viele sind ihre Aufräumtipps ein Befreiungsschlag. Endlich raus aus dem Chaos. Schweizerinnen und Schweizer bilden da keine Ausnahme.
Derart frisch beseelte Enthaltsame, für nichts anderes empfänglich als für diese neue Einfachheit – ja, sie können ein Gräuel sein. Sie retten ihr eigenes Seelenheil, und am liebsten die Erde gleich mit. Sie predigen weniger Konsum, weniger Abfall, Verschwendung, Kommerz, Autos, Abgase, Fleisch, Reisen. Ihr Eifer ist fürchterlich anstrengend.
Der Punkt ist aber: Sie haben recht.
Die ganze Ausmisterei hilft den Leuten tatsächlich, sich mehr mit sich und weniger mit ihrem Besitz zu beschäftigen. Ihnen bleibt mehr Zeit für Familie, Freunde, Hobbys. Also für das, was einem tatsächlich guttut. Das ist alleweil besser, als Zeug anzusammeln, zu horten und abzustauben. Die Dinge, die einen noch umgeben, sind die nützlichen. Dinge halt, die Freude bereiten. Das steigert das individuelle Wohlbefinden.
Aufräumen kann auch die Gemeinschaft fördern: Man gibt Waren weg, die andere brauchen. Menschen, die Sachen tauschen, tauschen sich untereinander aus und lernen sich dabei kennen.
Wer aufräumt, wird ein bewussterer Konsument – wer weniger konsumiert, konsumiert besser. Weil Qualität und Nachhaltigkeit nun erschwingliche Kriterien sind. Und je grösser die Masse der Menschen, die so konsumieren, desto eher ist der Markt gezwungen, bei der Produktion der Ware ebenfalls umzudenken.
Nur: Wer den Caritas-Laden als Müllhalde zweckentfremdet, wie dies in Basel passierte, der hat von dieser Philosophie leider nicht viel mitgenommen.